Frühjahr 2014|01 – Angst, Arbeit zu verlieren, weniger stark als noch 2013 – Zuversicht wächst

AFI Barometer | Arbeitnehmer*innen | Arbeitsmarkt | Konjunktur | Qualität der Arbeit | 23. April 2014

Das wirtschaftliche Umfeld

2013 war auch für die Südtiroler Arbeitnehmerschaft ein schwieriges Jahr, geprägt durch einige einschlägige Betriebskrisen (u.a. ZH, Hoppe, Memc, Würth), steigender Arbeitslosigkeit und stets ausgebliebenen Lohnanpassungen. Für das laufende Jahr bahnt sich eine recht solide wirtschaftliche Erholung auf europäischer Ebene an. Internationale Prognose-Institute rechnen mit einem Wachstum von etwa einem Prozentpunkt für den EU-Raum. Auf 1,5 bis 2 Prozentpunkte dürften es Deutschland und Österreich bringen. Italiens Wirtschaft wird den Wachstumspfad wieder einschlagen und um rund 0,5 Prozentpunkte wachsen.

Die von der EZB (Europäischen Zentralbank) eingeschlagene Niedrigzinspolitik (Leitzinssatz auf 0,25%) hält an. An den internationalen Finanzmärkten ist wieder etwas Ruhe eingekehrt – siehe die schrittweise Wiederangleichung der Zinsdifferenziale für Staatsanleihen (sog. „spread“). Die internationalen Börsen sind im Aufwärtstrend. Wirtschaftspolitisches Sorgenkind bleibt ganz Europa nach wie vor in die Arbeitslosigkeit in einem nie gekannten Ausmaß. Des Weiteren spricht man angesichts der schwachen Nachfrage in einigen EU-Ländern bereits offen von Deflationsrisiko. Diese Gefahr ist für Südtirol zwar nicht akut, deutet aber auch hier auf eine schwächelnde Nachfrage hin. Die Lage am Arbeitsmarkt bleibt in Südtirol angespannt. Parallel zu steigenden Arbeitslosenzahlen beobachtet man eine steigende Zahl an Arbeitnehmern in Lohnausgleich. Das nationale Statistikinstitut ISTAT weist auf einen steigenden Anteil an Arbeitnehmern ohne erneuerten nationalen Kollektivvertrag hin.

AFI-Barometer: Die Stimmung im Zeitverlauf

Der Umstand, dass das AFI-Barometer bereits zum vierten Mal erhoben wurde, eröffnet die Möglichkeit, die Stimmungsindikatoren im Zeitverlauf zu betrachten.

Statistisch signifikante Veränderungen treten bei vier Indikatoren ans Licht. Dementsprechend lassen sich zwei positive und zwei negative Trends ableiten.

WirtschSitSuedtirol_SitEconAltoAdigeDie positiven: Die Erwartungen die wirtschaftliche Entwicklung Südtirols betreffend haben sich im Zeitverlauf deutlich aufgehellt. Das Risiko, den eigenen Arbeitsplatz zu verlieren, ist heute etwas weniger stark ausgeprägt als es noch im Juni 2013 war: 9 von 10 Befragten empfinden heute ihren Arbeitsplatz als relativ sicher.

GleichwertigerAreitsplatz_PostoLavoroEquivalenteDie negativen: Die hypothetische Suche nach einem gleichwertigen Arbeitsplatz gestaltet sich zunehmend schwierig: 79% der Befragten sind der Meinung, dass sie nur mit Schwierigkeiten eine gleichwertige Arbeitsstelle finden würden, wenn die Umstände dies verlangten. Weiter noch: Die Stressfaktoren am Arbeitsplatz nehmen zu – allerdings von niedrigem Niveau aus. Zeitdruck, technische und organisatorische Veränderungen sowie ein angespanntes Verhältnis zu den Vorgesetzten setzen der Südtiroler Arbeitnehmerschaft vermehrt zu.

Weitere vier Stimmungsindikatoren zeigen sich hingegen relativ konstant.

Weder verbessert noch verschlechtert hat sich die aktuelle Fähigkeit, mit dem Lohn über die Runden zu kommen: 37% der befragten ArbeitnehmerInnen gibt an, Schwierigkeiten zu haben, weil das Geld „nicht bis ans Monatsende reicht“. Unverändert sind auch die Erwartungen die wirtschaftliche Situation der eigenen Familie betreffend: In 77% der Fälle rechnet man mit einer gleichbleibenden Situation. In Bezug auf die Sparfähigkeit sind die Einschätzungen nach wie vor geteilt: Rund die Hälfte ist zuversichtlich, in den nächsten zwölf Monaten Geld auf die hohe Karte legen zu können, die andere Hälfte fürchtet, dass dies nicht möglich sein wird. Nach Ansicht der ArbeitnehmerInnen dürfte die Arbeitslosigkeit in Südtirol auch in den nächsten zwölf Monaten tendenziell noch etwas ansteigen.

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