Herbst 2016|01 – Altersteilzeit: 3 von 4 Südtiroler Arbeitnehmern sehen das positiv

AFI Barometer | Arbeitnehmer*innen | Qualität der Arbeit | Vereinbarkeit Familie Beruf | Work-Life-Balance | 12. Oktober 2016

Die letzten drei Jahre vor Renteneintritt etwas kürzer treten: Drei von vier Südtiroler Arbeitnehmern können sich das vorstellen. Dies zeigt eine Vorschau auf die aktuellen Ergebnisse der Herbst-Umfrage des AFI-Barometers. „Es ist wichtig, dass der Gesetzgeber die Möglichkeit eines soften Ausstiegs aus dem Erwerbsleben schafft“, betont AFI-Präsident Toni Serafini. „Für Berufe mit hoher körperlicher und beruflicher Belastung ist es geradezu ein Muss“.

Altersteilzeit, das bedeutet, die letzten Jahre vor Renteneintritt auf Teilzeit umzustellen und etwas kürzer zu treten. In der aktuellen Herbst-Umfrage des AFI-Barometers wollte das Arbeitsförderungsinstitut von Südtirols Arbeitnehmern wissen, was sie davon halten. Das Hauptergebnis: Drei von vier Südtiroler Arbeitnehmern finden das im Prinzip eine gute Sache und können sich durchaus vorstellen, von dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen, sobald sie vor dieser Entscheidung stehen.

Das „Pro“: Mehr Lebensqualität und Chancen für Jüngere

„Das Leben genießen, solange man noch bei guter Gesundheit ist“, wird von jenen, die mit „Ja“ antworten, als wichtigster Grund angeführt, warum sie sich für Altersteilzeit entscheiden: 96% stimmen dieser Aussage „sehr“ oder „eher“ zu. Viele möchten aber auch Jüngeren Platz machen und sehen ihre Entscheidung in Zusammenhang mit der Schaffung von Arbeitsplätzen für Jugendliche (81%). Als interessante Möglichkeit, um Enkelkinder oder pflegebedürftige Angehörige zu betreuen, sehen es immerhin 75%. Andere wieder glauben, dass das „Kürzertreten“ neue Ideen im Betrieb fördere (70%). Abnehmende Leistungsfähigkeit oder Leistungsdruck, der gegenüber jüngeren Mitarbeitern entsteht, sind gar nicht so maßgebend für die Entscheidung, Altersteilzeit zu wählen (60%).

Das „Contra“: Kollegen sind wichtig und der Einkommensverlust zählt

Immerhin jeder vierte Südtiroler Arbeitnehmer gibt an, dass er die letzten drei Jahre vor Renteneintritt nicht auf Teilzeit umstellen würde, selbst wenn die Möglichkeit bestünde. 89% begründen dies damit, dass ihnen die „Kollegen und das Arbeitsumfeld“ wichtig seien. Dies belegt, welch hohen Stellenwert die sozialen Kontakte für Südtirols Arbeitnehmer einnehmen. Ins Gewicht fällt auch der Einkommensverlust (86%), den eine Reduzierung auf Teilzeit mit sich bringen würde, unabhängig davon, ob die Rentenbeiträge weiter voll eingezahlt werden oder nicht. Der Umstand, dass 78% als Grund für ihr „Nein“ angeben, dass sie „an ihrem Beruf hängen“, spricht einmal mehr für das berufliche Engagement von Südtirols Arbeitnehmern. Dass die Altersteilzeit am Selbstwertgefühl kratzen könnte, diese Aussage teilen immerhin 73%. Verhältnismäßig wenige lehnen Altersteilzeit deshalb ab, weil sie „sonst nicht wissen würden, was mit der vielen Zeit anfangen“ (39%).

Nicht so ganz rosig, wenn es konkret wird

In der Umfrage treten einige Auffälligkeiten ans Licht. „Altersteilzeit können sich Frauen eher vorstellen als Männer“, weiß AFI-Direktor Stefan Perini zu berichten. Mehr noch – die Alterskategorien 20-29 und 30-49 gehören zu den größten Befürwortern von Altersteilzeit, wohl auch deshalb, weil viele in diesem Alter Kleinkinder zu betreuen haben. „Interessanterweise sinkt der Anteil der Befürworter von Altersteilzeit in der Alterskategorie 50+. Offensichtich ist der Einkommensverlust dann, wenn es konkret wird, doch ein gewichtiges Argument“, führt Perini aus.

„Softausstieg“ vor der Rente: Es braucht mehr Information

Begünstigte Altersteilzeit, Solidaritätsverträge, Generationenpakt: Bereits heute gibt es mehrere Formen der freiwilligen Altersteilzeit im privaten und in Südtirol auch im öffentlichen Sektor, mit Beitragsleistungen, die freiwillig weitergezahlt oder von Dritten übernommen werden. „Die neuen Umfrageergebnisse drängen uns, die Themen Generationenvertrag und Altersteilzeit zu vertiefen. Bis jetzt fehlt nämlich eine klare Übersicht aller Optionen. In Kürze soll ein AFI-Zoom dazu erscheinen“, kündigt AFI-Direktor Perini an.

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