09 Aprile 2017

Schlecht erzogen

Stefan Perini ("Wirtschaft Quer")

Die Allgemeinbildung in Bank- und Finanzfragen ist in wenigen anderen europäischen Ländern so schwach ausgeprägt wie in Italien. Mit Folgen.

Geht es um Bank- und Finanzfragen, verstehen die meisten Italiener nur Bahnhof. Das zeigen repräsentative, international vergleichbare Studien immer wieder deutlich.

Die unzureichende Finanzkultur breiter Schichten eines Landes, das in der Renaissance das moderne Bankwesen erfunden hat, mag lange verzeihbar gewesen sein. Gründe dafür waren ein großzügig angelegtes Vorsorgesystem, eine Festanstellung, die das Sparen erleichterte, und die starke Präferenz für Staatspapiere und Bankenobligationen, die beide als risikofrei galten.

Diese Zeiten sind vorbei. Das Umfeld hat sich radikal verändert. Mangelndes Finanzwissen kann heute zu schweren Einbußen im eigenen Lebensstandard führen. Zuerst versuchte die Politik, das Problem mit strengeren Regeln zu lösen, siehe Kundenprofile, genauere Beschreibung von Finanzprodukten und Verhaltensregeln für Finanzberater.

Heute gesteht der Gesetzgeber ein, dass die Kosten des „finanziellen Analphabetentums“ enorm sind. Langsam versteht man, dass Finanzwissen und Verbraucherschutz nicht komplementär, sondern synchron laufen: ist das erste nicht da, kann das zweite nicht greifen. Alle Informationsbroschüren nützen nichts, wenn die Leser mit Risikoindikatoren nichts anfangen können.
Fälle, wo Menschen nach lebenslanger Arbeit um ihr Erspartes gebracht wurden, hatten wir genug, angefangen von Parmalat bis zu den vier mittelitalienischen Banken. Ähnlich dem Computerführerschein sollte es in Finanzfragen eine Weiterbildung geben, die den Sparern das nötige Rüstzeug an die Hand gibt.

Prima pubblicato in “Die Neue Südtiroler Tageszeitung”, edizione del 08-04-2017

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