12. Mai 2016

Praktika: Die Erfahrungen der Studierenden der unibz

Neue Studie des AFI

Gingen alle Praktika so gut wie die der Freien Universität Bozen, dann gäbe es die „Generation Praktikum“ wohl nicht. Die 366 Praktika der Uni Bozen im vergangenen Jahr 2015 wurden von den Studierenden ausführlich bewertet. Das AFI erzielte für seine in Kooperation mit dem Praktika- und Jobservice der unibz durchgeführte vierte Befragung einen Rekordrücklauf von 86,9%. Datenmaterial, das Rückschlüsse auf die Qualität der Praktika zulässt.

Die klassische Frage seit Beginn der Erhebung 2012 ist folgende: Empfinden sich die Praktikanten als Faktotum, als Ressource oder gar als Belastung für den Betrieb? „Seit Beginn der Erhebung zeigt sich deutlich, dass sich 9 von 10 Studierenden als Ressource einordnen“, bringt das AFI-Forscherteam Heidi Flarer und Werner Pramstrahler die Ergebnisse auf den Punkt. Besonders die Naturwissenschaftler und Techniker empfinden sich fast zur Gänze als solche. „Wir haben heuer zum ersten Mal die Antworten nach Praktikumsstandort untersucht: Studierende, die ihr Praktikum in einem der deutschsprachigen Nachbarländer absolviert haben, vergeben überaus hohe Bewertungen“, präzisiert Flarer. Das zeigt sich durchgängig so.

Die große Zufriedenheit mit dem Praktikum zeigt sich an der hohen Weiterempfehlungsrate

92,1% der Praktikanten würden die Praktikumsstelle weiterempfehlen, 58,5% sogar uneingeschränkt. Die Befragung des AFI bestätigt auch, dass man sich in den meisten Betrieben ordentlich um die Praktikanten kümmert. So geben 88,7% an, ihren Betriebstutor häufig zu treffen. Die Angaben zum Arbeitsklima sind durchaus positiv. Spitzenreiter ist die Fairness der Behandlung (6,4 auf der Skala 1 bis 7), gefolgt von der problemlosen Einarbeitung (6,1). Die Interessen der Praktikanten werden berücksichtigt (5,8) und neue Ideen können eingebracht werden (5,9). Eine Überforderung oder eine zu hohe Arbeitslast ist selten der Fall. Das Umsetzen von im Studium erlangten Wissens kommt hingegen nur auf die Note 3,6.

Im Schnitt wird jedes zweite Praktikum innerhalb der Landesgrenzen Südtirols gemacht

In den Bildungswissenschaften fast jedes, häufig in Naturwissenschaften und Technik (74,2%), aber von Wirtschaftsstudenten nur mehr zu 37,6%. Sind es etwa die Südtiroler Studierenden, die besonders „erfahrungsfreudig“ sind? Pramstrahler präzisiert: „Uns hat es ein bisschen überrascht, aber es scheinen besonders die Studierenden aus den anderen italienischen Regionen zu sein, die es in die deutschsprachigen Nachbarländer Südtirols zieht.“

Geld spielt (fast) keine Rolle

Was ist den Studenten bei der Auswahl der Praktikumsstelle besonders wichtig? Dürfen die Befragten nur zwei Aspekte auswählen, ergibt sich folgendes Bild: Für 70% der Befragten ist es die Art der Arbeit, dann folgt welche Firma oder Institution, an dritter Stelle die günstige Zeit im Studium, und für fast jeden Fünften die Wohnortnähe. Die finanzielle Vergütung spielt nur für 6% eine Rolle. 11% geben unter anderem Spracherwerb (in der Regel Deutsch) und Auslandserfahrung an. 46,9% der Praktikanten geben an, alleine aktiv nach der Praktikumsstelle gesucht zu haben. Dabei sind die Praktika nicht die einzige Arbeitserfahrung der Befragten. Fast 6 von 10 Studierenden jobben nebenher, am meisten die der Bildungswissenschaften (70,1%). „Praktika stellen die erste Erfahrung eines Studierenden dar, um in die Arbeitswelt einzusteigen. Demzufolge werte ich es als positiv, dass sie aktiv suchen, da dies bereits auf den künftigen Arbeitsmarkt vorbereitet“, so Hermine Runggaldier vom Praktika- und Jobservice der unibz. „Nicht zuletzt deswegen bieten wir Beratungsgespräche in Sachen Bewerbung als flankierende Vorbereitung an.“

Immerhin haben 39,9% der Studierenden eine finanzielle Vergütung für ihr Praktikum erhalten, am öftesten jene der Fakultät für Informatik (53,3%), am wenigsten häufig die Bildungswissenschaftler (20,7%). Von ihrem Uni Bozen-Praktikum erwarten sich die Studenten, dass sie ein bestimmtes Berufsfeld besser kennenlernen (6,2 auf Skala 1 bis 7), Studiertes anwenden können (5,5), Kontakte für den Job-Einstieg knüpfen (5,4) und eine Zierde für den Lebenslauf kriegen (5,4). Die Vergütung liegt mit 2,9 wiederum ganz unten auf der Skala.

Als potenzielles Sprungbrett in den Arbeitsmarkt taugt ein Uni-Praktikum für jeden Dritten

„Dieses Netzwerken ist ungemein wichtig und wird von uns auch gefördert“, so Runggaldier. „Denn in 17,3% der Fälle ergibt sich eine weiterführende Zusammenarbeit mit dem Praktikumsbetrieb, in 15,1% in Form von Projektarbeit, mit der Spitze von 33% bei den Informatikstudenten.“ Wenngleich keine sofortige Zusammenarbeit, so bleiben doch 14,5% mit dem hospitierenden Betrieb in Kontakt: etwa über ein Jobangebot für die Zeit nach dem definitiven Studienabschluss oder für eine Abschlussarbeit. Für zwei Drittel (65,7%) der unibz-Studierenden ist dies nicht der Fall, am wenigsten bei Praktika in den deutschsprachigen Nachbarländern.

Die Befragung hat auch eruiert, welche „Bewerbungsländer“ für die Praktikanten besonders attraktiv sind. Insgesamt 36,2% möchten sich auch im Ausland bewerben, in Italien bewerben möchten sich 57,2%. In die „Ferne“ zieht es vor allem die Wirtschaftswissenschaftler (49,2%) und die Informatiker (46,7%); die Bildungs- und Naturwissenschaftler bleiben im Inland. Interessant, dass es vor allem Studierende aus anderen italienischen Regionen sind, die es ins Ausland zieht: 52,7 % dieser Gruppe gibt an, sich auch im Ausland bewerben zu wollen, bei den Südtirolern sind es lediglich 14,6%.

Für jene, die im Inland bleiben, scheint Südtirol das attraktivste Bewerbungsland zu sein

Die meisten Praktikanten (67,3%) wollen sich auch hierzulande um eine Arbeitsstelle bewerben. Dies gilt auch für ein Viertel aus anderen italienischen Regionen: 25%. Umgekehrt möchten nur 5,6% der aus Südtirol stammenden Studierenden in Italien einen Job suchen.

Nähere Informationen erteilt der Projektkoordinator des Forschungsprojekts  Werner Pramstrahler  (T. 0471 41 88 44, werner.pramstrahler@afi-ipl.org).

Hier geht’s zur Präsentation.

Sie haben die Studie heute vorgestellt:

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Für die Uni, rechts im Bild: Hermine Runggaldier, daneben Prof. Gabriella Dodero, ganz links außen Absolventin Laura Hitthaler; Für das AFI (2.-4. v. l.) Stefan Perini, Werner Pramstrahler, Heidi Flarer.

 

 

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