04. Dezember 2015

Zukunft der Arbeit – Vortrag von Gerhard Bosch zur Jubiläumstagung

Prof. Dr. Gerhard Bosch, Universität Duisburg Essen, Institut Arbeit und Qualifikation

Die Jubiläumstagung „20 Jahre AFI“ am 25. November 2015 stand ganz im Zeichen der Arbeit. Lesen Sie hier eine Kurzfassung der einzelnen Vorträge in einer vierteiligen Artikelreihe. Wir beginnen mit dem ersten Vortrag von Prof. Gerhard Bosch. Die Vorträge von Professor Barbieri, Prof. Altzinger und das Positionspapier zum AFI von Hermann Atz folgen. 

Prof. Gerhard Boschs Vortrag „Zukunft der Arbeit“ zur Jubiläumstagung „20 Jahre AFI“ baut auf folgende Punkte:

Wachsende soziale Ungleichheit
Demografischer Wandel
Neue Technologien
Neue Erwerbsverläufe

Wachsende soziale Ungleichheit

Die wichtigsten Trends seien die wachsende Konzentration der Vermögen bei den obersten 1% und 0,1% der Bevölkerung, die Aushöhlung der Mittelklasse, ein zum Teil wachsender Niedriglohnsektor, die ungleiche Verteilung von Arbeitszeit (in der Bosch eine neue Quelle der Ungleichheit sieht) die Ungleichheit, aber kein Generationenkonflikt in allen Altersgruppen, sowie die abnehmende Besteuerung der hohen Vermögen und Einkommen. Vorbilder geringerer Ungleichheit seien die skandinavischen Länder. Die künftige Entwicklung hingegen sei abhängig von Lohnsystemen und der Verteilung von Erwerbschancen, so Bosch. Zentral die Stärkung der Tarifbindung und Mindestlöhne, ebenso die gleiche Bezahlung für prekäre Beschäftigungsformen. Die Polarisierung der Arbeitszeit müsse durch längere Teilzeit und weniger Überstunden ausgeglichen werden, und es müsse mehr Verdiener pro Haushalt geben.

Stefan Perini/Gerhard Bosch

Demografischer Wandel

Die EU-Projektionen rechnen bis 2060 mit einem wachsenden Anteil der Älteren (65 J. +) und dem Anstieg des Altersquotienten (65 J. +/ (15-64 J.)) von 28 (2013) auf 50 (2060). Dagegen trägt Migration zur Verjüngung bei. Bemerkenswert die hohen Länderunterschiede im Altersquotienten 2060 (DE 59, IT 53, SE 42). Zur Finanzierung des steigenden Altersquotienten müssten die Beschäftigungsquoten erhöht werden und zwar die von Älteren über Rentenreformen und die von Frauen durch den Ausbau der Kinderbetreuung und Ganztagsschulen und dem Abbau des Gender-Pay-Gap. Laut Prof. Bosch zeigen sich die Länder unterschiedlich “demografiefest”. Schweden sei mit hoher Erwerbsquote gut auf den Wandel vorbereitet, Italien mit niedriger Erwerbsquote von Frauen und Älteren habe einen starken Politikwandel notwendig (bezahlbare Kinderbetreuung, alters- und
alternsgerechte Gestaltung der Arbeitswelt etc.), ebenso Deutschland, wo es Anreize zum Abbau der zu niedrigen Frauenerwerbstätigkeit brauche. Zusätzliche große Aufgabe sei die Integration der Zuwandererströme.

ph.jaidermartina.-253

Neue Technologien

Die Digitalisierung sei ein neuer Technologiesprung, manche würden von der vierten industriellen Revolution (Industrie 4.0) sprechen. Die Folgen für die Arbeit würden unterschiedlich gesehen. „Je seriöser die Studien zur Zukunft der Beschäftigung, desto kleiner sind die Arbeitsplatzeffekte“, also Verlust oder Zuwachs von Arbeitsplätzen, stellt Prof. Bosch fest. Die Gefahren lägen eher in der Nichtnutzung neuer Technologien und dem Verlust der Wettbewerbsfähigkeit. Neuere Prognosen für Deutschland zeigten keine Beschäftigungsverluste, wohl aber Strukturwandel in Richtungen Dienstleistungen und qualifizierte Tätigkeiten.

 

Fazit von Prof. Gerhard Bosch:

„Anstelle von Angstmachen ist es besser, Aufbruchstimmung zu erzeugen und Beschäftigte für den Strukturwandel rüsten durch eine aktive Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik“.

 

 

 


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