09. Juli 2017

Aufgepasst!

Stefan Perini ("Wirtschaft Quer")

Das Südtiroler Jobwunder hat nicht nur seine Honigseiten

„Jobwunder des Prekären und der Teilzeit“ – der Titel der Presseaussendung der Frühjahrsausgabe des AFI-Barometers muss wohl einigen sauer aufgestoßen sein, zumal die Reaktionen bis zum heutigen Tag anhalten. Was war geschehen? Mit Blick auf die zweifelsfrei positive Entwicklung am Südtiroler Arbeitsmarkt hatte sich das AFI erlaubt, auf zwei Aspekte hinzuweisen.

Erstens, dass der Beschäftigungszuwachs zwischen 1998 und 2016 ausschließlich auf Teilzeitarbeit zurückzuführen sei. Die Vollzeitverhältnisse stagnieren nämlich bei 140.000, während die Teilzeitverhältnisse von 15.000 auf 52.000 geklettert sind. In Vollzeit-Äquivalenten ausgedrückt, ist der Beschäftigungszuwachs also definitiv bescheidener zu werten.

Zweitens hat das AFI aufgezeigt, dass die „fixen Jobs“ auf ihrem historischen Tiefpunkt sind. 1998 waren von 100 Arbeitnehmern noch 82 unbefristet angestellt, 2016 waren es nur mehr 74. Dabei wollte doch der Jobs Act größere Teile der Erwerbsarbeit in feste Arbeitsverhältnisse überführen und hat dafür Arbeitgeber steuerlich ordentlich entlastet.

Den vergleichsweise hohen Anteil an befristeten Verträgen am Südtiroler Arbeitsmarkt begründen das Amt für Arbeitsmarktbeobachtung, der Unternehmerverband und der Handwerkerverband CNA mit der starken Präsenz von Gastgewerbe und Landwirtschaft, in denen Saisonverträge üblich sind. Was dabei unter den Tisch fällt, ist, dass befristete Verträge nicht nur in diesen beiden Wirtschaftszweigen auf dem Vormarsch sind, sondern auch in vielen anderen Sektoren, einschließlich der öffentlichen Verwaltung.

Des Weiteren, dass in Alpenländern mit vergleichbar starker landwirtschaftlicher und touristischer Ausrichtung die Festanstellung noch präsenter ist.

Zuerst erschienen in „Die Neue Südtiroler Tageszeitung“ vom 08. Juli 2017

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