25. November 2020

Das Auskommen mit dem Einkommen fällt leichter, aber…

Foto: Fotolia

AFI-Barometer – Branchenspiegel

Die Einschnitte, welche die Südtiroler Wirtschaft im sogenannten trimester horribilis hinnehmen musste, wirken auch im 3. Quartal 2020 nach. Obwohl auf deutlichem Erholungskurs zum Vorquartal, bleibt die Zahl der lohnabhängig Beschäftigten noch hinter jener des Vorjahres zurück (-2,5%). Die Coronakrise färbt nicht nur auch die Realwirtschaft ab, sondern, wie absehbar, auch auf die Stimmungslage. Von den 8 Indikatoren überrascht allerdings die Bewertung der interviewten Arbeitnehmer*innen hinsichtlich der Fähigkeit, mit dem Lohn über die Runden zu kommen, die nun mit besser bewertet wird. Dazu AFI-Direktor Stefan Perini: „Im Moment sind die Konsum-  und Freizeitmöglichkeiten eingeschränkt. Es wird mehr gespart“.

Die Daten der lohnabhängigen Beschäftigung bezogen auf die Monate Juli – September 2020 zeigen einen deutlichen Zuwachs zum Vorquartal (+12,4%) und deuten somit auf eine Wiederbelebung. Zur Erinnerung: Im 2. Quartal wurde aufgrund der Corona-Pandemie der Tiefststand der Beschäftigung erreicht. Trotz Erholung bleibt die Zahl der lohnabhängig Beschäftigten im 3. Quartal 2020 noch hinter jener des Vorjahresquartals zurück, nämlich um -2,5%. Die Leidtragenden der Coronakrise sind die befristet Beschäftigten. Die Anzahl derselben ist im Vergleich zum selben Zeitraum des Vorjahres um -11,3% zurückgegangen. Zurückzuführen ist dies vor allem auf die nicht erfolgte Wiederanstellung von Saisonarbeitern. Demgegenüber haben die unbefristeten Verträge sogar leicht zugenommen, genaugenommen um +1,4%. Gestützt ist diese Entwicklung vom Dekret „Cura-Italia“, mit welchem ein Kündigungsverbot eingeführt wurde und das jüngst bis 31. März 2021 ausgedehnt wurde. Ein weiterer Indikator, welcher die derzeitige schwierige Lage abbildet, ist die Zahl der genehmigten Stunden in der Lohnausgleichskasse, die im Vergleich zum Vorjahr um den Faktor 10 gestiegen sind.

Stimmung deutlich eingebrochen

Mit Verschärfung der sanitären Notlage sind die Stimmungsindikatoren ab Mitte März flächendeckend stark eingebrochen, wenn auch in unterschiedlicher Intensität nach Sektoren. In der Herbsterhebung des AFI-Barometers bleiben die Erwartungen der wirtschaftlichen Entwicklung Südtirols für die nächsten 12 Monaten deutlich hinter den Werten zurück, die noch 12 Monate zuvor gemessen wurden. Von den 7 analysierten Sektoren zeigen 5 einen nennenswerten Rückgang der Erwartungen. Betroffen sind die Branchen Baugewerbe (-31 zum Vorjahr), Gastgewerbe (-23), Handel (-22), Verarbeitendes Gewerbe (-18), Private Dienstleistungen (-18).

Es verbessert sich die Fähigkeit, mit dem Geld bis ans Monatsende zu kommen

Der Indikator, der in dieser schwierigen Zeit am meisten überrascht, betrifft die Einschätzungen der Arbeitnehmer bezüglich der Fähigkeit, mit dem eigenen Lohn über die Runden zu kommen. Diese zeigen in allen Sektoren nach oben. Die Möglichkeiten für Konsum und Freizeitgestaltung sind derzeit eingeschränkt und deshalb fällt das Auskommen mit dem Einkommen leichter. Aber Achtung – warnt das AFI gleichzeitig – die Situation sei heute gesamtgesellschaftlich betrachtet deswegen nicht besser als vor Corona. „In unserer Umfrage werden nur Personen befragt, die aktuell in einem lohnabhängigen Arbeitsverhältnis stehen. Sie schließt also nicht diejenigen mit ein, die nach Auslaufen des Arbeitsvertrags nicht mehr angestellt wurden oder die in Erwartung einer neuen Anstellungsmöglichkeit sind“.

Diagramme: Aktuelle Fähigkeit der Arbeitnehmer mit dem Lohn über die Runden zum kommen

Der Branchenspiegel des AFI-Barometers – Herbst 2020 ist auf der Homepage des Instituts: www.afi-ipl.org und HIER abrufbar. Abgebildet ist die Entwicklung der 8 Stimmungsindikatoren für jeden der 7 untersuchten Sektoren.

Nähere Informationen erteilen AFI-Direktor Stefan Perini (T. 0471 41 88 30 oder 349 833 40 65, stefan.perini@afi-ipl.org) und AFI-Forschungsmitarbeiter Matteo Antulov (T. 0471 41 88 38, matteo.antulov@afi-ipl.org). 

AFI Pressemitteilung | Arbeitnehmer*innen | Einkommen

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner