05. März 2017

Erfolgsfaktor Kriminalität

Stefan Perini ("Wirtschaft Quer")

Aus Kriminalität lässt sich Kapital schlagen. Die Hauptnutznießer sind Medien, Politik und Wirtschaft.

Die Zahlen sind, neutral betrachtet, alles andere als spannend: Im Jahr 2015 sind in Südtirol 17.265 Straftaten angezeigt worden. Das sind 3,3% weniger als im Vorjahr. Auf 1.000 Einwohner zählt man in Südtirol 33,2 Straftaten, im Trentino 35,1, in Italien 44,2. Also lebt es sich verhältnismäßig sicher in Südtirol. Mehr noch: Alle diese Verhältniszahlen sinken seit dem Jahr 2013. Das bedeutet, die Kriminalität ist rückläufig.

Wer die Sensation sucht, muss weit zurückgreifen. Nur wenn man ganze 6 Jahre zurückgeht, kann man einen Anstieg der Straftaten vermelden, nämlich von 14.716 im Jahr 2010 auf 17.265 im Jahr 2015. Das entspricht dann einem Anstieg von +17,3%, und das macht sich als Schlagzeile besser.

Mit Blut, Totschlag, Diebstahl und Sexualverbrechen lässt sich Geld verdienen. Das ist heute nicht anders als früher. Eine Wohltat sind solche Ereignisse für die Medien. Die Zeitung als Krimi – das kommt bei den Lesern gut an und steigert die Verkaufszahlen.

Doch auch die Politik verwendet Kriminalitätsstatistiken für den jeweils gewünschten politischen Zweck. In den letzten Jahren hat auch die Wirtschaft das Geschäft mit der Angst entdeckt. Die Verunsicherung der Bürger, ob berechtigt oder bezweckt, lässt den Umsatz von Sicherheitstüren, Überwachungskameras, Alarmanlagen, aber auch von Security-Diensten und Bodyguards nach oben schnellen.

Zurück zu den Zahlen. Im Jahr 2015 wurden 132 Schlägereien und 628 vorsätzliche Körperverletzungen zur Anzeige gebracht. Aus meiner Jugend kann ich berichten, dass man in den 90er Jahren selten ein Wiesen- oder Zeltfest in Südtirol erleben konnte, auf dem sich nicht zwei die Fresse poliert hätten. Drei bis vier Schlägereien bei jedem Fest waren Standard. Selten wurden sie zur Anzeige gebracht. Nie waren es Ausländer.

Zuerst erschienen in „Die Neue Südtiroler Tageszeitung“ vom 04.03.2017

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