Winter 2014|01 – Abfertigung im Lohnstreifen: 77% der Südtiroler Arbeitnehmer sind dagegen

AFI Barometer | Arbeitnehmer*innen | Einkommen | Renten und Vorsorge | 20. Januar 2015

77% der Südtiroler Arbeitnehmern halten nichts von der monatlichen Auszahlung der angereiften Abfertigung über den Lohnstreifen. Nur 16 % geben an, diese Möglichkeit nutzen zu wollen, 7% sind noch unentschlossen. Doch selbst die Befürworter werden dieses Geld nur zu einem kleinen Teil zu Konsumzwecken nutzen.

Das kürzlich vom Staat verabschiedete Stabilitätsgesetz hat den Weg für die monatliche Auszahlung der angereiften Abfertigung im Lohnstreifen geebnet. Gegenstand der siebten Ausgabe des AFI-Barometers war unter anderem zu erörtern, inwiefern Südtirols Arbeitnehmer diese Möglichkeit wahrnehmen und wie sie diese Geldmittel gegebenenfalls verwenden würden. Die Umfrage wurde in der ersten Dezember-Hälfte durchgeführt, als das Vorhaben noch zur Diskussion stand. Inzwischen ist der rechtliche Rahmen definiert: Das Gesetz sieht für Arbeitnehmer der Privatwirtschaft (Landwirtschaft und Haushaltsdienste ausgenommen), die seit mindestens sechs Monaten im Dienst sind, die Möglichkeit vor, beim eigenen Arbeitgeber die monatliche Auszahlung der angereiften Abfertigung über den Lohnstreifen anzufordern, und zwar von März 2015 bis Juni 2018.

Die Ergebnisse im Detail

“Nur 16% der Arbeitnehmer der Privatwirtschaft geben an, dass sie die monatlich angereifte Abfertigung über den Lohnstreifen erhalten möchten. 7% der Befragten ist noch unentschlossen, während drei von vier es vorziehen, die Abfertigung bei Beendigung ihres Arbeitsverhältnisses zu erhalten“, erklärt Irene Conte, die im Institut das AFI-Barometer koordiniert. Hauptsächlich sind es die jungen Arbeitnehmer, die von dieser neuen Möglichkeit Gebrauch machen werden. Während 18% der Arbeitnehmer unter 50 Jahren diese Möglichkeit wahrnehmen möchte, sind es bei den lohnabhängig Beschäftigten mit 50 und mehr Jahren lediglich 7%.

Belebung des Konsums nur schwach

Die Idee, die dieser Maßnahme zugrunde liegt ist, dass man den Arbeitnehmern mehr Geld über den monatlichen Lohnstreifen zuführen soll, damit so der Konsum wieder anspringt, was die wirtschaftliche Wiederbelebung fördern würde. Aus der Umfrage geht jedoch hervor, dass von jenen, die sich die angereifte Abfertigung auszahlen lassen (16%), nur rund ein Drittel die zusätzlichen Geldmittel dem Konsum zuführen wird: 29% geben an, sie für alltägliche Ausgaben einsetzen zu wollen; 2% für die Freizeit, sprich für Urlaub, Wellness, Shopping. 43% der Befragten haben demgegenüber nicht vor, diese Geldmittel in irgendeiner Form auszugeben, sondern wollen diese für die familiären Bedürfnisse ansparen. 14% wollen das Geld dazu verwenden, einen laufenden Kredit abzuzahlen, 4% die laufenden Haushaltsrechnungen zu decken und 8% für andere Zwecke.

graf_tfr_2Licht und Schatten – wie die Arbeitnehmer zu dieser Maßnahme stehen

Im Rahmen der politischen Debatte wurde das Regierungsvorhaben schon im Vorfeld kontrovers diskutiert. Zu Wort gekommen sind Fachexperten, Unternehmens- und Gewerkschaftsvertreter. Dank des AFI-Barometers ist nun auch die Meinung der Südtiroler Arbeitnehmerschaft bekannt. 84% sind der Meinung, dass es ein Nachteil für die Arbeitnehmer ist, weil eine Form der Vorsorge fürs Alter wegfallen würde. 81% sehen es als Nachteil, da die Auszahlung der Abfertigung über den Lohnsteifen mit einer höheren Besteuerung verbunden ist. Für 80% ist es zentral, dass die Entscheidungsfreiheit über dieses Lohnelement beim Arbeitnehmer bleibt. 70% sind der Auffassung, dass diese Maßnahme eine Hilfe für Familien wäre, die Schwierigkeiten haben, mit dem Lohn über die Runden zu kommen. Relativ wenige, und zwar 36% sind der Meinung, dass durch das höhere Gehalt der Konsum gestützt und somit der Aufschwung der italienischen Wirtschaft gefördert würde.

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