Branchenspiegel Themenblock Stimmungsbild Sonderthema

Drei Wochen nach der Pressekonferenz, auf der die Hauptergebnisse der Herbstausgabe des AFI-Barometers vorgestellt wurden, präsentiert das Institut nun mit dem Branchenspiegel die nach Wirtschaftsbereichen aufgeschlüsselten Daten. Aber der Reihe nach.

Die Daten der Beobachtungsstelle für den Arbeitsmarkt der Landesverwaltung zeigen einen moderaten Anstieg der lohnabhängig Beschäftigten von +2,3 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, wobei die größten Zuwächse auf die befristeten Anstellungen zurückzuführen sind (+6,2 %). Insbesondere in der Landwirtschaft (+9,3 %) und im Gastgewerbe (+9,4 %) war der Anstieg der Beschäftigung stark, allerdings getrieben durch eine erhebliche Zunahme der befristeten Arbeitsverträge (+11,5 % bzw. +10,1 %). Diese Entwicklung beunruhigt offensichtlich die Arbeitnehmer in den genannten Sektoren, die sich zusammen mit den Arbeitnehmern aus dem Baugewerbe die größten Sorgen um ihre berufliche Zukunft machen.

Insgesamt haben sich die Erwartungen der Arbeitnehmer betreffend die wirtschaftliche Entwicklung Südtirols in den nächsten 12 Monaten in allen Branchen verschlechtert. Eine mehrheitlich pessimistische Einschätzung der wirtschaftlichen Lage für die kommenden Monate ist insbesondere im Baugewerbe und im Verarbeitenden Gewerbe zu verzeichnen.

Die Südtiroler Arbeitnehmer berichten auch von der wachsenden Sorge, mit dem Lohn über die Runden zu kommen, und von einer deutlichen Verschlechterung ihrer Fähigkeit, Geld auf die hohe Kante zu legen. Diese Besorgnis zeigt sich auch im öffentlichen Sektor, wo die wirtschaftliche Lage normalerweise positiver eingeschätzt wird. Der Index, welche die Fähigkeit abbildet, über die Runden zu kommen, ist innerhalb von 12 Monaten um -23 Punkte (von +24 auf +1) abgerutscht. Neben dem öffentlichen Sektor hat auch das Baugewerbe erhebliche Schwierigkeiten, mit dem Haushaltsbudget auszukommen. Dort sank der Index um -18 Punkte.


Die Daten der Herbstausgabe des AFI-Barometers belegen, dass in Südtirol 66 von 100 Arbeitnehmer in den 12 Monaten vor der Befragung an mindestens einer beruflichen Weiterbildung teilgenommen haben, die entweder vom Arbeitergeber bezahl oder – weniger häufig – vom Arbeitnehmer selbst finanziert wurde. 49% der Beschäftigten nahm auf Anleitung des Arbeitgebers an spezifischen Fachkursen teil; ein bedeutender Anteil (39%) war bei externen Veranstaltungen dabei (sprich Tagungen, Konferenzen, Seminaren oder Workshops) oder wurde direkt am Arbeitsplatz eingearbeitet (34%). In 23% der Fälle wurden berufsrelevante Kurse von den interessierten Arbeitnehmern privat finanziert.


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Die Zwischenbilanz für Südtirols Wirtschaft im Jahr 2022 ist mehr als zufriedenstellend – besonders in Anbetracht ungünstiger Rahmenbedingungen wie Ukraine-Krieg und Energiepreisschock. 2023 trüben sich die Aussichten für die Entwicklung der Südtiroler Wirtschaft aber deutlich ein. Der Arbeitsmarkt wirkt hier allerdings nach wie vor als Stabilitätsfaktor – es ist anzunehmen, dass viele Arbeitgeber vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels Personal selbst bei ungünstigem Konjunkturverlauf halten werden. Das Problem ist und bleiben die klammen Kassen der Arbeitnehmer. Wie aus der Herbstausgabe des AFI-Barometers hervorgeht, hat sich diesbezüglich die Lage noch zugespitzt: 46% der Arbeitnehmer/Innen geben an, nur mit Schwierigkeiten über die Runden zu kommen. Das ist der höchste je vom AFI in ganzen 10 Jahren gemessene Wert. Noch bedenklicher:  Nur eine Arbeitnehmerfamilie von drei geht davon aus, in den nächsten 12 Monaten Geld ansparen zu können. Bedingt durch den starken Kaufkrafteinbruch rutscht Südtirols Wirtschaft 2023 in die Rezession ab. AFI-Direktor Stefan Perini sieht darin aber keinen Grund zur Panik, sondern „Anlass, über eine neue Form des Wirtschaftens nachzudenken“.


AFI-Barometer – Herbst 2022, „Das Stimmungsbild der Südtiroler Arbeitnehmer“ >> HIER
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Der Arbeitsmarkt durchlebt eine besonders schwierige Zeit in der passgenauen Vermittlung von Arbeitskräften. Der staatliche Wiederaufbauplan PNRR (Programma Nazionale di Ripresa e Resilienza) sieht deshalb eine gezielte Initiative vor, nämlich das „Programm zur Garantie der Beschäftigungsfähigkeit“, auf Italienisch GOL (Garanzia di occupabilità dei lavoratori), welches darauf abzielt, die Beschäftigungsfähigkeit von Arbeitssuchenden zu fördern bzw. zu stärken.

Während es für viele Arbeitslose immer noch ein Vermittlungsproblem gibt, klagen die Arbeitgeber über Schwierigkeiten, motivierte und ausgebildete Arbeitskräfte zu finden. Um zu verstehen, welche Kanäle bei der Suche nach dem Job in Südtirol am meisten genutzt werden, hat das Arbeitsförderungsinstitut dieses Thema im Sonderteil der Herbstausgabe des AFI-Barometers genauer beleuchtet.


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