AFI-Barometer
Die Zinssenkungen der letzten Monate verleihen den langfristigen Anlageformen wieder Auftrieb: Hervor geht dies aus der Winterausgabe des AFI-Barometers. Nachdem im Jahr 2023 in erster Linie Wert auf die unmittelbare Verfügbarkeit des Kapitals und ein geringes Risiko gelegt wurde, scheint sich dieser Trend Ende 2024 gelegt zu haben: Südtirols Arbeitnehmer:innen haben die langfristigen Anlagemöglichkeiten „wiederentdeckt“. AFI-Direktor Stefan Perini erklärt: „Eine mögliche Interpretation dieses Phänomens ist, dass die Arbeitnehmenden in Südtirol aufgrund der niedrigen Zins-sätze angehalten sind, auf langfristige Anlagen auszuweichen, um zumindest ein Minimum an Rendite zu erzielen.“
Wie jedes Jahr hat das AFI | Arbeitsförderungsinstitut auch in dieser Winterausgabe seines Barometers die Beweggründe und Entscheidungsgrundlagen der Südtiroler Arbeitnehmer:innen zum Sparen erhoben. Dieser dritte und letzte Teil gibt Aufschluss darüber, welche Anlageformen derzeit bei Arbeitnehmer:innen am gefragtesten sind.
„Sparen für die Kinder“ steht wieder höher im Kurs
Die Umfrageergebnisse belegen, dass die finanzielle Absicherung für unvorhergesehene Ereignisse nach wie vor der Hauptbeweggrund vieler Südtiroler:innen zum Sparen ist (angegeben wird dies von 62% der Befragten, in 33% der Fälle sogar als erster Grund). Unter Berücksichtigung der Mehrfachnennungen ist dieser Grund seit 2020 immer am häufigsten genannt worden. Die eigenen Kinder als Beweggrund zum Sparen verzeichnen nach dem Rückgang in den letzten Ausgaben des Barometers in diesem Jahr erstmals wieder einen Anstieg (von 52% im Jahr 2023 auf 57%), wodurch sich der Abstand zu den „unvorhergesehenen Ereignissen“ auf 5 Prozentpunkte verringert. Mehr noch: Die Kinder werden sogar am öftesten als erstes Sparmotiv genannt (36% gegenüber 33% für „Unvorhergesehenes“). Das Sparen fürs Alter wird als Beweggrund hingegen im Vergleich zu 2023 etwas weniger häufig angegeben (42%, -3 Prozentpunkte) – das Wohnen ist im Wesentlichen unverändert geblieben (39%, +1). „Dabei müssen wir uns vor Augen halten, dass etwa die Hälfte aller Arbeitnehmenden“, so AFI-Direktor Stefan Perini, „gar nicht in der Lage ist, zu sparen, und dass die andere Hälfte dies tut, um sich für schwierige Zeiten in der Zukunft abzusichern.“
Die Risikoscheu hält an – Anlageformen mit langer Laufzeit nehmen zu
Sparen bleibt schwierig, wenn möglich, fällt die Wahl auf Anlagen, die eine sofortige Verfügbarkeit des Kapitals garantieren und risikoarm sind. Dieser Trend setzt sich seit Winter 2022 fort, auch wenn Südtiroler Arbeitnehmer:innen anscheinend wieder dazu bereit sind, ein gewisses Risiko einzugehen (der Anteil jener, die kein Risiko eingehen, sinkt von 73% im Jahr 2023 auf 66% im Jahr 2024). Diejenigen, die ihr Erspartes anlegen, bevorzugen allerdings langfristige Anlageformen (49% der Befragten sagen dies), was auch durch den Rückgang der Bedeutung der unmittelbaren Verfügbarkeit des Kapitals untermauert wird (von 70% im Jahr 2023 auf 59% im Jahr 2024).
Die Sorgen der Jüngeren: Unvorhergesehenes schlägt Wohnen
Ein interessanter Aspekt sind die Beweggründe für das Sparen nach Altersgruppen, insbesondere jene der jungen Menschen. So erschließt sich aus den Umfrageergebnissen, dass in der Altersgruppe der 20- bis 29-Jährigen die Sorge um mögliche unvorhergesehene Ereignisse an erster Stelle steht (von 79% angegeben; es sei darauf hingewiesen, dass die Daten gerundet sind und dass deren Summe 200% ergibt, da eine erste und eine zweite Nennung möglich war), gefolgt von der Wohnung (58%), dem Alter (36%) und erst zuletzt den Kindern (27%). Die Bedeutung, die die unter 30-Jährigen diesem letzten Aspekt beimessen, sollte jedoch nicht unterschätzt werden: Betrachtet man die Erstnennungen der Beweggründe, so stehen die Kinder sogar an zweiter Stelle (21%), nur noch getoppt von den unvorhergesehenen Ereignissen (54%).
Das AFI-Barometer wird viermal im Jahr erhoben (Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter) und gibt das Stimmungsbild der Südtiroler Arbeitnehmenden wieder. Die Erhebung erfolgt über eine telefonische Umfrage bei 500 Südtiroler Arbeitnehmer:innen und ist für Südtirol repräsentativ. Die Interviews der vorliegenden Ausgabe wurden zwischen 1. und 20. Dezember 2024 geführt. Die nächsten Umfrageergebnisse werden Mitte April 2025 vorgestellt.
Nähere Informationen erteilt AFI-Direktor Stefan Perini (T. 0471 41 88 30, M. 349 833 40 65, ).