Branchenspiegel Stimmungsbild Sonderthema

Ereignisse der jüngsten Vergangenheit, wie die in Schieflage geratenen italienischen Banken, die Einrichtung des Rettungsfonds „Atlante“, die Einführung der „Bail-in“-Klausel, Rationalisierungs- und Fusionswellen im Bankensektor, Zinsen für Spareinlagen, die gegen Null tendieren, haben die Sparer verunsichert. Kein Wunder, wenn in den Anlage-Portfolios bereits Umschichtungen erkennbar sind. Laut AFI-Barometer ist die Wertbeständigkeit des Kapitals das wichtigste Kriterium, das die Arbeitnehmer zugrunde legen, wenn sie ihr Erspartes anlegen (siehe Grafik). 75% geben die Sicherheit, das investierte Kapital nicht zu verlieren, als das rangwichtigste Kriterium bei der Wahl der Anlageform an. Es folgt die Liquidität, also die unmittelbare Verfügbarkeit des Ersparten, wenn es die Notwendigkeit erfordert (61%). Der Hauptgrund fürs Sparen sind die Kinder (65%). 48% sparen, um sich vor unvorhergesehenen Ereignissen zu wappnen. Das Eigenheim stellt für die Südtiroler nach wie vor einen hohen sozialen Wert dar. 61% der befragten Arbeitnehmer sehen es als eine Investition in die eigene Zukunft, 57% als Hinterlassenschaft an die Kinder. Doch der Erwerb des Eigenheims ist zunehmend mit Schwierigkeiten verbunden. Der problematischste Faktor sind die hohen Immobilienpreise (96%), gefolgt vom schwierigen Zugang zum Kredit (42%).


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Stimmung: nennenswerte Aufhellung von 2014 auf 2015, Stabilität von 2015 auf 2016

Aus den sieben Stimmungsindikatoren, die im AFI-Barometer bei der Südtiroler Arbeitnehmerschaft ermittelt werden, lässt sich aktuell kein eindeutiger Trend ablesen – nicht im Vergleich zur Umfrage vor drei und nicht im Vergleich zur Umfrage vor 12 Monaten (siehe Grafik). Der Blick auf die Jahresmittelwerte der vier vorausschauenden Indikatoren zeigt aber unmissverständlich eine Aufhellung von 2014 auf 2015 und eine stabile Entwicklung von 2015 und 2016 auf. Das heißt, die Aussichten für 2017 liegen auf dem Niveau von 2016, bei heute günstigeren Ausgangsbedingungen am Arbeitsmarkt.

2016: Vorläufige Endbilanz positiv

Auf Grundlage der wirtschaftlichen Eckzahlen, die zu einem guten Teil schon weit ins Jahr 2016 hineinreichen, leitet sich für Südtirols Wirtschaft eine durchaus zufriedenstellende vorläufige Endbilanz 2016 ab: Der Südtiroler Arbeitsmarkt zeigte sich 2016 extrem aufnahmefähig. Im Jahresschnitt ist die Zahl an unselbständig Beschäftigten im Vergleich zum Vorjahr um +2,7% angestiegen. Die amtliche Arbeitslosenrate hat sich im dritten Quartal 2016 auf 3,6 % zurückgebildet. Doch selbst hier ist nicht alles Gold, was glänzt. Die Arbeits-Voucher werden immer mehr zum Problem für den Südtiroler Arbeitsmarkt. Im Außenhandel hat sich die Dynamik im Jahresverlauf 2016 etwas abgeschwächt. In den ersten neun Jahresmonaten 2016 ergibt sich ein Zuwachs bei den Exporten von +2,9% und bei den Importen von +2,6%. Außerordentlich stark entwickelt sich der Tourismus mit einem Nächtigungszuwachs von +7,2%. Das Kreditvolumen ist um +0,9% angestiegen. Schwach bleibt die Kreditvergabe an Unternehmen. Im Dezember 2016 ist die Inflationsrate in Bozen auf +1,4% geklettert. Grund dafür sind in erster Linie die sprunghaft angehobenen Preise in der Beherbergung, sowie bei den Speise- und Schankbetrieben. In zweiter Linie aufgrund der wieder anziehenden Rohölpreise mit Auswirkungen auf die veredelten Produkte wie Benzin, Diesel und Heizöl. Ein Deflationsszenario für Südtirol scheint jedenfalls als heutiger Sicht gebannt.

2017: AFI prognostiziert für Südtirol Wirtschaftswachstum von +1,4%

Die vier Frühindikatoren bilden die Erwartungen ab, die Südtirols Arbeitnehmer für die nächsten 12 Monate stellen, und zwar betreffend die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung Südtirols, die Entwicklung der Arbeitslosigkeit, die Entwicklung der finanziellen Situation sowie die Entwicklung der Sparmöglichkeiten für die eigene Familie. Zu Jahresauftakt 2017 ist die Stimmung auf demselben Niveau wie zu Jahresauftakt 2016, allerdings vor dem Hintergrund einer besseren Situation am Arbeitsmarkt. Aus der Zusammenschau aller verfügbaren Informationen stellt das AFI für das Jahr 2017 eine Wirtschaftswachstums-Prognose von +1,4%. Damit wächst Südtirols Wirtschaft im EU-Schnitt und stärker als im nationalen Schnitt.


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Vorschau AFI-Barometer – Winter 2016/2017

„Ein Eigenheim können sich viele Südtiroler Arbeitnehmer kaum mehr leisten“, bringt Direktor Stefan Perini die Ergebnisse der aktuellen Winterbefragung im AFI-Barometer auf den Punkt. Auch wenn grundsätzlich hinterfragt werden müsse, ob eine stark auf Eigentum ausgerichtete Wohnbaupolitik noch zeitgemäß sei, so zeige das AFI-Barometer doch unmissverständlich, „dass Südtirols Arbeitnehmerschaft mit dem bezahlbaren Wohnen große Not hat“, so Perini.

Wie schon im letzten Jahr hat das AFI | Arbeitsförderungsinstitut die Südtiroler Arbeitnehmer in der Winterausgabe des AFI-Barometers danach befragt, worin sie die größten Schwierigkeiten beim Erwerb des Eigenheims sehen.

Zu hohe Immobilienpreise und der schwierige Zugang zum Kredit

Die „zu hohen Immobilienpreise“ werden mit Abstand als der kritischste Faktor eingestuft. Fast 96% der Arbeitnehmer sehen das so. „Die Schwierigkeit, ein Darlehen zu erhalten“ wird von knapp 42% der Arbeitnehmer genannt. In den „zu hohen Folgekosten“, zum Beispiel für die Instandhaltung, aber auch für die Bezahlung der Immobiliensteuer GIS, sehen rund 28% ein Problem. Die mit „hohen Zinssätzen“ verbundene Zinsbelastung wird von rund 21% genannt. Offensichtlich weniger problematisch ist das „geringe Angebot an verfügbaren Immobilien“. Nur knapp 13% der Befragten sehen da so.

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Ranking der Schwierigkeiten unverändert

Im Vergleich zum AFI-Barometer des Vorjahres ist die Reihenfolge der bekannten Schwierigkeiten gleichgeblieben. Neu ist, dass die zu hohen Verkaufspreise von Immobilien den Südtiroler Arbeitnehmern noch stärker ein Dorn im Auge sind als vor einem Jahr. Zinsen für Wohnbaudarlehen werden dieses Mal weniger als Hemmschuh gesehen, was bei der aktuellen Zinsentwicklung durchaus nachvollziehbar ist. Das Angebot an Immobilien sehen die Arbeitnehmer noch einmal gelassener als schon im Vorjahr.

2017 Schlüsseljahr für das bezahlbare Wohnen

„Aus diesen Umfrageergebnissen leitet sich für uns der Auftrag ab, das Thema Wohnen für Arbeitnehmer wissenschaftlich zu vertiefen“, sagt AFI-Direktor Stefan Perini. Unter anderem werde das Arbeitsförderungsinstitut konkret der Frage nachgehen, wie viele Monatslöhne es vor 50 Jahren brauchte, um ein Eigenheim für eine 4köpfige Familie zu erwerben und wie viele heute. „Die statistischen Daten, die wir gerade sammeln, weisen in die Richtung, dass es heute wesentlich mehr Monatslöhne für den Kauf oder Bau eines Eigenheimes braucht“ vermutet Perini. Das AFI wolle den Beweis erbringen, wie stark Löhne und Immobilienpreise in Südtirol heute auseinanderklaffen. Weil im Südtiroler Landtag das Gesetz Raumordnung & Landschaft und die Neuordnung der Wohnbauförderung über die Bühne gehen sollen, werde 2017 zu einem „Clou-Jahr“ für leistbares Wohnen, so Perini.

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