05. November 2021

3 von 10 Arbeitnehmern bereit, höher qualifizierte Arbeiten auszuführen

Foto: Pixabay

Berufliche Weiterbildung

Seit einiger Zeit klagen Arbeitgeber über Fachkräftemangel. „Neben dem quantitativen Aspekt ist aber auch der qualitative Aspekt zu bedenken“, betont AFI-Präsident Dieter Mayr. „Laut jüngstem AFI-Barometer ist ein bedeutender Anteil der Arbeitnehmer/Innen der Auffassung, höher qualifizierte Arbeiten als bisher durchführen zu können. Die berufliche Weiterbildung ist sicherlich wichtig, man muss den im Betrieb Beschäftigten aber auch die Möglichkeit geben, beruflich zu wachsen“.

In den letzten zwölf Monaten haben in Südtirol 7 von 10 Arbeitnehmer/Innen irgendeine Form von Ausbildung genossen. Dies ist nur einer der Aspekte, die aus der letzten Ausgabe des AFI-Barometers Herbst 2021 hervorgegangen sind. Mit Ausbildung sind nicht nur die Teilnahme an einem Kurs oder der Besuch einer Konferenz oder eines Seminars gemeint, sondern auch die Begleitung am Arbeitsplatz durch eine Kollegin/einen Kollegen oder durch den eigenen Vorgesetzten.

Entsprechen die Kompetenzen der bekleideten Funktion?

„Die Anzahl der verfügbaren Arbeitskräfte ist sicher ein wichtiges Thema. Ebenso wichtig ist es jedoch, die Kompetenzen der eigenen Mitarbeiter/Innen und der lokalen Arbeitskräfte auszuschöpfen“, erklärt AFI-Forscher Matteo Antulov. 29% der Lohnabhängigen, die befragt wurden, besitzen nach eigener Aussage Kompetenzen und Fähigkeiten, um komplexere Aufgaben übernehmen zu können, als jene, die sie zum Zeitpunkt der Befragung ausübten. Dies gilt insbesondere für die lohnabhängig Beschäftigten des Baugewerbes (40%), des Handels (38%) und des Gastgewerbes (34%). Überraschenderweise fühlen sich knapp 4 von 10 „Arbeitnehmer/Innen von morgen“ der Altersklasse 20-29 Jahre unterfordert, was sich natürlich auch auf die Zufriedenheit am Arbeitsplatz negativ auswirkt.

Der Arbeitsmarkt fordert vor allem Schlüsselkompetenzen

In einer Wirtschaft, die in einem ständigen Wandel begriffen ist, verändern sich auch die Berufsbilder: neue entstehen, andere verschwinden und wieder andere werden um neue Kompetenzen erweitert. Wichtig ist es also, sich nicht nur auf den gegenwärtigen Beruf zu konzentrieren, sondern auch die eigenen Schlüsselkompetenzen, d.h. Fähigkeiten, die in jedem Arbeitsumfeld gefragt sind, auszubauen. Für die vom AFI befragten Personen zählen in der heutigen Arbeitswelt vor allem Kompetenzen wie Flexibilität und Anpassungsfähigkeit (die von 39% der Befragten genannt wurden), die Fähigkeit, im Team zu arbeiten (20%) und Probleme eigenständig lösen zu können (15%). Quer durch alle Wirtschaftssektoren wird der Wunsch deutlich, Fremdsprachen zu erlernen (das sagen 26% der Lohnabhängigen), vor allem Englisch, aber auch Russisch oder Französisch und natürlich Italienisch und Deutsch; Informatikkenntnisse zu erwerben (26%) und die Kompetenzen im Kommunikationsbereich und Betriebsmanagement auszubauen (18%).

Was bewegt die Beschäftigten zur beruflichen Weiterbildung?

In den 12 Monaten vor der Umfrage haben in Südtirol 70% der Arbeitnehmer/Innen an einem Berufsbildungskurs teilgenommen, der meist vom Arbeitgeber (76%) bezahlt wurde, oft aber auch vom Beschäftigten selbst (24%). Der Großteil der Beschäftigten nahm auf Anleitung des Arbeitgebers an gezielten Fachkursen teil; ein bedeutender Anteil besuchte auch externe Veranstaltungen (sprich Tagungen, Konferenzen, Seminaren oder Workshops) oder wurde direkt am Arbeitsplatz eingearbeitet. Es gibt viele Gründe für die Teilnahme an Weiterbildungskursen von lohnabhängigen Beschäftigten. 86% bildeten sich weiter, um ihre beruflichen Aufgaben besser ausüben zu können; 80% beteiligten sich auch bzw. vor allem aus Eigeninteresse. Andere wiederum wollten vor allem eine Bescheinigung oder ein Attestat erhalten, ihre Karriereaussichten verbessern, soziale Kontakte knüpfen, die später nützlich sein könnten, oder den eigenen Lebenslauf bereichern, um ihren Arbeitsplatz zu sichern. Die Teilnahme an Weiterbildungen ist vor allem im öffentlichen Sektor und im Bereich der „Privaten Dienstleistungen“ sehr hoch. Es überrascht auch kaum, dass vor allem unbefristet Beschäftigte zur Weiterbildung neigen. Jene, die keine Weiterbildung besucht haben, begründeten dies vor allem mit dem mangelnden Bedarf an Weiterbildung oder weil dies vom Arbeitgeber nicht genehmigt wurde.

Nähere Informationen zu den Umfrageergebnissen erteilen AFI-Direktor Stefan Perini (T. 349 833 40 65, stefan.perini@afi-ipl.org) sowie AFI-Forscher Matteo Antulov (T. 0471 41 88 38, matteo.antulov@afi-ipl.org).

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