29. Oktober 2018

Betriebliche Wohlfahrtsleistungen anstelle von Leistungsprämien? Warum nicht?

AFI-Barometer Vorschau Herbst 2018

Die Wohlfahrtsleistungen der Betriebe feiern auch in Südtirol ein lebhaftes Comeback. Im aktuellen Herbst-Barometer hat das AFI | Arbeitsförderungsinstitut die Arbeitnehmerschaft in Südtirol dazu befragt. Fast zwei Drittel der Südtiroler Arbeitnehmer (65%) erhalten vom Arbeitgeber Zuschüsse für eine private Krankenversicherung, 63% bekommen Zuschüsse für einen privaten Rentenfonds und 62% haben Mensa oder erhalten Essensgutscheine. Überraschend: 55% der Arbeitnehmer sehen Wohlfahrtsleistungen des Betriebes als Alternative zu Prämien bzw. zu mehr Lohn, während 27% der Befragten damit nicht einverstanden wären.

Die zwischen 2016 und 2017 eingeführten Steuervergünstigungen auf betriebliche Sozialleistungen ermöglichen es den öffentlichen und privaten Arbeitgebern, mit vertretbaren Kosten einen Mehrwert für ihre Angestellten zu schaffen. So zum Beispiel kann der Arbeitnehmer Betriebsprämien für die Steigerung der Produktivität mit einem Einkommenssteuersatz von nur 10% günstig versteuern, und wenn diese in betriebliche Wohlfahrtsleistungen umgewandelt werden, sind sie sogar steuerfrei.

Drei Leistungen überflügeln alle anderen

Die Umfrage des AFI zeigt: Fast zwei Drittel der Südtiroler Arbeitnehmer (65%) erhalten von ihrem Arbeitgeber Zuschüsse für eine private Krankenzusatzversicherung, 63% bekommen Zuschüsse für einen privaten Rentenfonds und 62% erhalten Mensaleistungen oder Essensgutscheine. Diese drei Zusatzleistungen wünschen sich Südtirols Arbeiter und Angestellte am meisten von ihren Betrieben und es sind genau jene, die sie am häufigsten erhalten. Relativ oft kommen Arbeitnehmern auch in den Genuss von betrieblichen Wohlfahrtsleistungen im Bereich Freizeit und Kultur (24%), Rechts- oder Steuerberatung (23%) sowie von Einkaufsrabatten (22%) und begünstigten Finanzierungen und Darlehen (20%).

Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Jeder vierte (25%) der im AFI-Herbstbarometer befragten Arbeitnehmer wünschte sich eine Vergünstigung für die Fahrt zur Arbeit. 12% der Arbeitnehmer geben an, eine solche bereits zu erhalten. Eine betriebseigene Kleinkindbetreuung sowie Beiträge für den Kauf von Schulbüchern wünschen sich 21% der Südtiroler Arbeitnehmerschaft. 14% bekommt diese Sozialleistungen bereits von Betrieben. Allgemein wünschen sich junge Leute mehr Leistungen, die Lebenshaltungskosten sparen helfen wie Mensa, Essensgutscheine oder Fahrtenzuschüsse. Die etwas Älteren bevorzugen hingegen mehr Unterstützung bei Krankenversicherung und Zusatzrente.

Soziale Boni statt Betriebsprämien?

Sind also betriebliche Wohlfahrtsleistungen eine gute Alternative zu Produktivitätsprämien oder Lohnaufbesserungen? Hier spalten sich die Geister. 55% der Arbeitnehmer würden wertgleiche, erweiterte Wohlfahrtsleistungen des Betriebes anstelle von Prämien/Gehaltserhöhungen befürworten und nur 27% wären damit nicht einverstanden. Diese Meinungslage ist der auf Staatsebene ziemlich ähnlich: Eine Studie von CENSIS und eudaimon zeigt, dass in Italien 65% der Beschäftigten wertgleiche betriebliche Sozialleistungen als Alternative zur Lohnerhöhung annehmen würden. „Sicher ist, dass betriebliche Zusatzleistungen gerade bei jüngeren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern eine immer größere Rolle spielen“, betont AFI-Forscher Friedl Brancalion. Für die Betriebe hingegen könnten die begehrtesten sozialen Boni der Schlüssel einer erfolgreichen Personalrekrutierung und eines guten Betriebsklimas sein.

 Stellungnahme von AFI-Präsidentin Christine Pichler

„Dass Lohnerhöhungen für lohnabhängig Beschäftigte in Südtirol vor dem Hintergrund des anhaltenden Wirtschaftsaufschwungs längst überfällig sind, liegt auf der Hand. Für uns als Gewerkschaften ist es wichtig, dass sie kommen, entweder in Form von mehr Geld oder als zusätzliche betriebliche Wohlfahrtsleistung“.

Nähere Information erteilen AFI-Direktor Stefan Perini (T. 0471 41 88 30, stefan.perini@afi-ipl.org) und AFI-Forschungsmitarbeiter Friedl Brancalion (T. 0471 41 88 40, friedl.brancalion@afi-ipl.org).

Das AFI-Barometer erscheint viermal im Jahr (Winter, Frühjahr, Sommer, Herbst) und gibt das Stimmungsbild der Südtiroler Arbeitnehmerschaft wieder. Die telefonisch geführte Umfrage betrifft 500 Arbeitnehmer und ist für Südtirol repräsentativ. Weitere Ergebnisse des AFI-Barometer – Herbst 2018 werden auf einer Pressekonferenz vorgestellt am Donnerstag, den 08. November 2018, 10:00 Uhr, Pressesaal im Palais Widmann (Landhaus 1), Bozen.

 

 

 

AFI Pressemitteilung |

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