10. Oktober 2022

Die Arbeit im 21. Jahrhundert: Die Themen des Berichts des AFI-Direktors, Stefan Perini, an der Kulturrunde in Bruneck

Die von der Kulturrunde Bruneck geplante Vortragsreihe 2022/23 – eine pustertaler Institution, die seit 40 Jahren interessante Gespräche zu Themen Politik bis Wirtschaft, Kunst bis Theologie, Geschichte bis Medizin usw. organisiert – wurde letzten Donnerstag, den 6. Oktober, von Dr. Stefan Perini mit einem Vortrag zum Thema Arbeit im 21. Jahrhundert“ eröffnet. Auf Einladung der zwei Koordinatorinnen des Kulturzentrums Bruneck, Hedwig Wieczorek und Ulrike Hohr, erklärte der Direktor des Arbeitsförderungsinstitutes, dass man zwar die Entwicklungen in allen Bereichen des Lebens nicht aufhalten kann, sie wohl aber so steuern soll, dass sie zum Vorteil der Menschen sind. In diesem Sinne geht es dem AFI aber nicht um Arbeit im Allgemeinen, sondern darum, die Bedingungen für „Gute Arbeit“ zu schaffen, welches bedeutet – zum Beispiel – das Recht auf permanente Weiterbildung, das Recht auf nicht ständige Erreichbarkeit, das Recht auf den Erwerb digitaler Kompetenzen, das Recht auf einen unbefristeten Arbeitsvertrag zu fördern.

Arbeit 4.0

Direktor Perini erklärt, dass der von Angela Merkel geprägte Begriff „Arbeit 4.0“ die umfassende Digitalisierung, nicht nur der industriellen Produktion, sondern auch aller anderen Lebensbereiche, verfasst. Diese vierte industrielle Revolution hat die Arbeitswelt grundlegend verändert, einerseits durch den demographischen Wandel, andererseits durch die technischen Entwicklungen, wodurch schrittweise alte Berufe durch neue ersetzt werden, für welche immer wieder neue Kompetenzen benötigt und erlernt werden.

Geht uns morgen die Arbeit aus?

Direktor Perini beschäftigte sich in seinem Bericht auch mit der technologischen Entwicklung und der damit verbundenen Sorge, dass dies zu einem Verlust der Arbeitsplätze führen könnte. Diese Sorge sei jedoch unberechtigt, so die Tatsache, dass nicht nur in Südtirol, sondern allen Industrieländern ein massiver Arbeitskräftemangel verspürt wird. Allerdings ist dies jedoch auch, zumindest in unseren Breiten, an eine rückläufige Geburtenrate und Alterung der Arbeiterschaft gebunden. Dahingehend spricht, dass das Durchschnittsalter der Beschäftigten im Öffentlichen Dienst mit 48 Jahren hoch ist, während es im Gastgewerbe relativ niedrig erscheint (38 Jahre).

Flexibilität: Problem oder Chance?

Flexibilität – so Direktor Perini – kann für den Arbeitnehmer vorteilhaft sein, wenn er sich die Arbeitszeit flexibel einteilt und wählen kann, ob er die Arbeit vom Homeoffice oder im Büro verrichten möchte. Flexibilität kann aber auch ein Nachteil sein, sollte diese ausschließlich den Interessen und Notwendigkeiten des Arbeitgebers angepasst sein, der Angestellte also jederzeit erreichbar und einsetzbar sein soll.

Erwartungen und Fallstricke

Perini betont, wie Arbeit in Zukunft immer öfter für einen begrenzten Zeitraum projektmäßig organisiert werden wird. Bereits heute sind in Südtirol von 100 Beschäftigten 30 befristet angestellt. Ein Leben lang für denselben Betrieb zu arbeiten und denselben Beruf auszuüben, ist heute für viele nur schwer vorstellbar.

Der Mensch im Mittelpunkt

Im Laufe der Diskussion, die sich nach der Präsentation ergab, betonte das Publikum seine Stellung, indem es beim Thema Arbeit erläuterte, wie nicht nur Leistung im Mittelpunkt stehen solle, sondern auch die Würde der Arbeit und ArbeiterInnen selbst. Nicht alle Menschen haben dieselben Voraussetzungen und Möglichkeiten, um ihre Fähigkeiten und Leistungsstärke unter Beweis zu stellen, daher müsse es in unserer Gesellschaft auch Platz für die schwächeren Arbeitssuchenden geben.

 

 

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