Die Inflation ist zurück
Der wirtschaftliche Aufschwung festigt sich, die Rohstoffpreise ziehen wieder an. Und in Deutschland und Österreich stehen heiße Tarifrunden vor der Tür.
Rohstoffmärkte sind ein Frühindikator für das, was sich an der Preisfront abzeichnet. Steigende Preise für Rohstoffe verteuern die Herstellung von Waren. Die Unternehmen werden danach trachten, die Mehrkosten auf die Verkaufspreise umzulegen. Der Preisauftrieb kommt schließlich beim Endverbraucher an – Inflation entsteht.
Die Anzeichen für ein Aufflackern der Inflation sind derzeit besonders stark. Erstens: Die Weltwirtschaft ist momentan in einer Boom-Phase, der Welthandel hat deutlich zugelegt und auch die Volkswirtschaften der Schwellenländer sind auf Erholungskurs. Zweitens: An den Märkten ziehen die Preise der für Erzeuger so wichtigen Rohstoffe wie Stahl, Aluminium und Kupfer an. Auch Rohöl hat sich verteuert. Die Nordsee-Sorte Brent ist aktuell für 69 US$, West Texas Intermediate für 63 US$ pro Barrel (entspricht 159 Litern) zu haben. Experten rechnen mit einem weiteren Anstieg bis auf 80 US$ in den nächsten Monaten.
Das europäische Statistikamt Eurostat weist für den Euroraum im Dezember 2017 eine Inflationsrate von 1,4% aus. Dieser Wert ist zwar immer noch recht bescheiden und noch klar entfernt von der EZB-Zielmarke von 2 %, aber die Gefahr einer Deflation scheint vorerst abgewendet. Zur Erinnerung: Anfang 2013 war die Inflationsrate für den Euroraum unter die Marke von 2 % abgerutscht und lag Anfang 2015 sogar kurzzeitig im negativen Bereich.
„Die nächsten Monate werden heiß.“
Steigendes Wirtschaftswachstum und Inflation im Normalbereich sollten uns eigentlich positiv stimmen. Allerdings unter der Voraussetzung, dass die gute Dynamik bei allen Akteuren der Gesellschaft ankommt.
Da wären, einerseits, die Löhne. In Deutschland stehen wichtige Tarifrunden an: Die IG Metall fordert eine Anhebung der Tariflöhne von +6% und für die Arbeitnehmer zusätzlich das Recht auf eine Wochenarbeitszeit von 28 Stunden. Auch in Österreich kündigt sich eine heiße Saison der Lohnverhandlungen an. In Italien spricht die Regierungspartei von der möglichen – eigentlich längst überfälligen – Einführung eines gesetzlichen Mindeststundenlohns.
Da wäre, andererseits, die Zinspolitik. In Zeiten von Niedrigzinsen ist eine steigende Inflation reines Gift für die Sparer. Sie bedeutet eine reale Abwertung des ersparten Kapitals. Erspartes wertbeständig und gleichzeitig sicher anzulegen, ist heute schwieriger denn je. Insbesondere in der Perspektive einer ansteigenden Inflation ist man dazu verleitet, ein gewisses Maß an Risiko einzugehen.
Erstmals veröffentlicht in „Die Neue Südtiroler Tageszeitung“ vom 20. Jänner 2018
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