22. August 2022

Die zwei Seiten der Medaille: Arbeit ist da – gleichzeitig auch die Sorge um das Auskommen

Foto: Fotolia

AFI-Barometer – Branchenspiegel

Die Daten des Amtes für Arbeitsmarktbeobachtung der Südtiroler Landesverwaltung über die drei Monate von April bis Juni 2022 zeigen ein ganz klares Bild: Im zweiten Quartal 2022 hat die Beschäftigung wieder Schwung aufgenommen, und zwar nicht nur im Vergleich zum selben Zeitraum des Vorjahres (+5,7%), sondern auch zum 2. Quartal 2019, also noch vor der Pandemie (+3,3%). Diese Daten werden auch vom Stimmungsbild bestätigt, das aus dem Branchenspiegel des AFI-Barometers hervorgeht. Allerdings hat die Medaille auch in diesem Fall zwei Seiten: „Laut unseren Indikatoren blicken alle Wirtschaftssektoren mit Zuversicht auf die Entwicklung des Arbeitsmarktes und der Beschäftigungslage. Gleichzeitig ist unter den Arbeitnehmer/Innen jedoch die Sorge spürbar, mit ihrem Lohn nicht über die Runden zu kommen und die gestiegenen Lebenshaltungskosten nicht bewältigen zu können“, erklärt AFI-Direktor Stefan Perini.

Die Hauptergebnisse der Sommerausgabe des AFI-Barometers wurden bereits am 22. Juli auf einer Pressekonferenz vorgestellt. In dieser Pressemitteilung stellt das AFI | Arbeitsförderungsinstitut nun den Branchenspiegel vor. Anhand gezielter Fragen hebt das AFI regelmäßig die Stimmung unter den Arbeitnehmer/Innen in Südtirol ein, was Rückschlüsse auf die aktuelle Lage in den einzelnen Wirtschaftssektoren zulässt.

Arbeitsmarkt und Beschäftigung: in allen Sektoren herrscht große Zuversicht

In allen Wirtschaftszweigen steigt die Zuversicht in Hinblick auf die zukünftige Entwicklung des Südtiroler Arbeitsmarktes. Die Indikatoren, die alle im positiven Bereich liegen, zeigen die beste Beschäftigungslage seit 2014. Noch nie war es so leicht, eine andere gleichwertige Arbeitsstelle zu finden. Die Reihung nach Indexwert spricht Klartext: An erster Stelle steht die Landwirtschaft (+44), gefolgt vom Gastgewerbe (+35). An dritter Stelle positioniert sich der Handel (+34), darauf folgt das Baugewerbe (+25), die Privaten Dienstleistungen (+22) und das Verarbeitende Gewerbe (+20). Das Schlusslicht bildet der Öffentliche Sektor, jedoch immer noch mit einem positiven Indexwert von +6.

Das zweite Quartal 2022 charakterisiert sich im Allgemeinen durch eine bemerkenswerte Erholung der Beschäftigung in fast allen Sektoren, was vor allem auf die Lockerungen nach der Pandemie zurückzuführen ist. Nur das Baugewerbe verzeichnet eine leichte Abnahme um -1,7%.

Des Weiteren sinkt die Anzahl der Personen, die in den Arbeitslosenlisten eingetragen sind: Im Schnitt waren es im 2. Quartal 2022 16.226 (-29,7% im Vergleich zum Vorjahr). Dass hier eine Normalisierung im Gange ist, zeigt auch die Tendenz der genehmigten Lohnausgleichsstunden: -81,5% im Vergleich zum selben Bezugszeitraum 2021.

Die andere Seite der Medaille: spürbare Sorge, nicht über die Runden zu kommen

Die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine, der starke Anstieg der Inflation und der Lebenshaltungskosten, aber auch die instabile politische Lage in Rom beeinflussen die Erwartungen in Bezug auf die Entwicklung der wirtschaftlichen Lage in Südtirol in den nächsten 12 Monaten. Sie fallen bei weitem tiefer aus als vor einem Jahr (aktueller Index: +9, -15 Indexpunkte im Vergleich zum selben Quartal des Vorjahres).

Auch in diesem Fall sind die Indikatoren des Stimmungsbildes im zweiten Quartal 2022 sehr deutlich. Nur zwei der sieben betrachteten Wirtschaftssektoren verzeichnen einen positiven Index, nämlich der Öffentliche Sektor (+4) und das Gastgewerbe (+2). In allen anderen Wirtschaftsbereichen haben die Arbeitnehmer/Innen in Südtirol laut eigener Aussage Probleme mit dem Auskommen. Besonders betroffen sind hier Lohnabhängige aus dem Verarbeitenden Gewerbe (Index: -11), Baugewerbe (-9), dem Handel (-8) und der Landwirtschaft (-7).

Der Bericht „AFI-Barometer – Branchenspiegel Sommer 2022“ kann unter www.afi-ipl.org/afi-barometer heruntergeladen werden. Im Branchenspiegel findet man die Entwicklung der 8 Indikatoren des Stimmungsbildes für jeden der 7 untersuchten Wirtschaftssektoren.

Weitere Informationen erteilen AFI-Direktor Stefan Perini (Tel. 0471 41 88 30 o 349 833 40 65, stefan.perini@afi-ipl.org)

Das AFI-Barometer erscheint viermal im Jahr (Winter, Frühjahr, Sommer, Herbst) und gibt das Stimmungsbild der Südtiroler Arbeitnehmerschaft wieder. Die telefonisch geführte Umfrage betrifft 500 Arbeitnehmer und ist für Südtirol repräsentativ. Die Interviews der aktuellen Ausgabe wurden zwischen 1. und 20. Juni 2022 durchgeführt.

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