28. Mai 2018

Heiße Eisen

Stefan Perini ("Wirtschaft Quer")

Welche Themen brennen Südtirols Wählern unter den Nägeln? Die jüngste SVP-Umfrage liefert erstaunliche Parallelen zum AFI-Barometer.

Über eine „geheime“ Umfrage – die so geheim dann doch nicht war – hat die SVP-Parteileitung fünf Monate vor den Landtagswahlen erheben lassen, welche Sorgen die Südtiroler Bevölkerung umtreiben. Die Antwort auf ähnliche Fragen hatte das AFI | Arbeitsförderungsinstitut bereits Anfang Jänner dieses Jahres veröffentlicht. Gemein ist den beiden Umfragen, dass sie telefonisch geführt wurden. Dennoch unterscheiden sich die SVP- und die AFI-Umfrage in drei wesentlichen Punkten: Die AFI-Umfrage wurde im Dezember 2017 durchgeführt, sie beschränkt sich auf die Arbeitnehmer und sie hat eine kleinere Stichprobe (500 Personen). Die SVP-Umfrage ist zeitnäher (Anfang Mai 2018), sie betrifft die gesamte Südtiroler Wählerschaft und hat ein Sample von 1.000 Personen. Die Ergebnisse sind allerdings auffallend deckungsgleich.

Laut AFI sehen Südtirols Arbeitnehmer den mit Abstand größten Handlungsbedarf bei „Einwanderung, Asylsuchende und Integration“, wobei die Antworten hier von einer einschränkenden bis zu einer offeneren Haltung reichen. Das zweitgrößte Problem sind zu wenige gute und faire Jobs, mit Anspielung auf prekäre Arbeitsverhältnisse und unangemessene Löhne. An dritter Stelle folgt die Sanität. Hier klingt deutlich der Ärger über zu lange Wartezeiten und über die Schließung von Abteilungen in den peripheren Krankenhäusern durch. An vierter Stelle folgt der Verkehr (innerstädtisch und außerhalb), verbunden mit dem Wunsch nach Begrenzung bzw. nachhaltiger Mobilität. An fünfter Stelle steht das friedliche Zusammenleben der drei Sprachgruppen in Südtirol. Gleich dahinter stehen „Ungleichheit und soziale Lücken“, wo auch die Familienhilfe hineinfällt. An siebter Stelle steht das leistbare Wohnen.

Die SVP-Umfrage listet die Probleme in Zusammenhang mit der Zuwanderung mit 22% auf Platz eins. Mit 20% folgen leistbares Wohnen und Familie (im Unterschied zum AFI werden hier diese sozialen Anliegen zusammengefasst), gefolgt vom Zusammenleben der Sprachgruppen (18%). An vierter Stelle steht die Förderung von Jobs (15%), dicht gefolgt von einem funktionierenden Gesundheitssystem (14%).

„Die SVP-Umfrage liefert viele Bestätigungen und wenige Überraschungen.“

Die Ergebnisse aus beiden Umfragen decken sich weitgehend. Die Anliegen der Arbeitnehmer sind also auch jene der ganzen Südtiroler Wählerschaft, auch wenn die Arbeitnehmer die Lohnentwicklung, das Gesundheitssystem und den Verkehr etwas problematischer sehen. Im Nachhinein gesehen hätte die SVP auch auf Teile ihrer Umfrage verzichten und auf das AFI-Barometer Bezug nehmen können.

Erstmals veröffentlicht in „Die Neue Südtiroler Tageszeitung“ vom 26. Mai 2018

Wirtschaft Quer |

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