Seltene Einigkeit
Südtirols Wirtschaft läuft wieder. Die lokalen Forschungsinstitute bestätigen das einhellig.
Selten waren die Konjunkturzyklen von Politik und Wirtschaft gegensätzlicher als heute. Weltweit steckt die Politik in einer tiefen Krise. Der Brexit, die Wahl von US-Präsident Trump, Unstimmigkeiten auf dem G7-Gipfel, Säbelrasseln mit Nordkorea. Geopolitische Gleichgewichte, die sich über Jahrzehnte eingependelt hatten, sind auf einmal verschoben, internationale Beziehungen und Bündnisse in Frage gestellt.
Dies alles scheint die Wirtschaft nicht wirklich zu beunruhigen. Laut Ifo-Institut München hat sich das weltweite Stimmungsbild merklich verbessert. In Deutschland ist das Geschäftsklima der Unternehmen im Mai sogar auf ein Allzeithoch geklettert.
Auch die Südtiroler Wirtschaft läuft. Neben den guten Arbeitsmarktzahlen belegen dies auch die Wirtschaftsprognosen der drei führenden lokalen Forschungsinstitute. Bereits im Oktober 2016 hatte das AFI für 2017 ein Wirtschaftswachstum vom +1,4% prognostiziert. Im November zog das WIFO nach und ließ verlauten, dass es mit +1,3% rechne. Beide Prognosen basieren auf Stimmungsindikatoren. Als letztes der drei Institute hat das Landesstatistikinstitut für Statistik letzte Woche seine Prognose veröffentlicht. Das ökonometrische Modell der Uni Innsbruck, auf welches sich das ASTAT stützt, hat für 2017 ein Wirtschaftswachstum von +1,5% errechnet. Seltene Einigkeit also. Anders als im Jahr 2009, als das WIFO über Oswald Lechner Stagnation verkündete und das ASTAT ein Rückgang des Bruttoinlandsprodukts von -3,6% prognostizierte (das ISTAT sollte Jahre später bestätigen, dass die effektive Veränderung -2,1% betragen hatte). Wobei behauptet wird, Insider verstünden es auch, über diese Zahlen hinauszublicken.
Zuerst erschienen in „Die Neue Südtiroler Tageszeitung“ vom 1./2. Juni 2017
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