12. Juli 2017

Vertrauen Südtirols Arbeitnehmer den Banken noch?

Vorschau AFI-Barometer – Sommer 2017 – Vertrauen Südtirols Arbeitnehmer den Banken noch?

“…der eigenen Bank schon, dem Bankenwesen nicht”, fasst AFI-Präsidentin Christine Pichler die Ergebnisse des Sonderteils im AFI-Barometer – Sommer 2017 zusammen. Die AFI-Umfrage zeigt, dass Südtirols Arbeitnehmer grundsätzlich ihrer eigenen Bank vertrauen und ihr guten Service bescheinigen. Das Bankenwesen im Allgemeinen wird misstrauisch gesehen: Es habe einen schlechten Ruf bekommen, sagen 69,0%, es nehme wenig Rücksicht auf die Kunden, sagen 56,2%, und es sei wenig auf das Gemeinwohl ausgerichtet, finden 66,0% der befragten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Christine Pichler: “Die Südtiroler Banken sind traditionell sehr nahe am Kunden und gemeinnützigen Belangen gegenüber äußerst aufgeschlossen – man sieht das an den Genossenschaftsbanken und an einer großen Stiftung. Angesichts des Umbruchs im lokalen Bankensektor ist es wichtig, dass diese Qualität erhalten bleibt“.

Das Sonderthema in der Sommerausgabe des AFI-Barometers beleuchtet diesmal die Einstellung der Arbeitnehmer zu den Banken. Ein heißes Eisen, angesichts der Meldungen über die Rettung der Bankengruppe „Monte dei Paschi di Siena“, der „Banca Popolare di Vicenza“ und der „Veneto Banca“ durch den Staat, was der Staatskasse zusammen gut 17 Milliarden Euro kosten dürfte.  Dazu kommt noch etwas: Aufgrund der neuen “bail-in”-Bestimmungen spielt das Vertrauen der Anteilseigner, der Obligationsinhaber und der großen Anleger in die eigene Bank fortan eine zentrale Rolle, denn es sind ja sie, welche im Fall von Zahlungsunfähigkeit dem Institut mit ihren Einlagen aus der Patsche helfen müssen.

Südtirols Arbeitnehmer vertrauen ihrer Bank

Fangen wir mit der guten Nachricht an: Die Südtiroler Arbeitnehmer haben ein relativ intaktes Vertrauensverhältnis zu ihrer Bank. 17,1% vertrauen ihrer eigenen Bank sehr, 54,4% ziemlich, 20,2% eher wenig und nur 8,3% hegen sehr wenig Vertrauen. Allgemeine Zufriedenheit herrscht auch vor, wenn es um die Beratungsleistungen der eigenen Bank geht: 23,0% finden die Beratung gut und 52,5% finden sie ziemlich gut. Diesem Block gegenüber stehen 15,1% der Befragten, die die Beratung in ihrer Bank weniger gut finden, zusammen mit den 9,5%, die sie überhaupt nicht gut finden.

 Breite Skepsis gegenüber dem Bankenwesen

Und jetzt zur schlechten Nachricht. Das Ansehen der Banken in der Öffentlichkeit finden 69,0% gar nicht gut. Dieses trockene Urteil passt zur Wahrnehmung der Arbeitnehmer, dass die Banken in ihren Entscheidungen zuerst auf ihre eigenen Geschäftsinteressen schauen – das finden 93,4% der Südtiroler Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen – jedenfalls schauen sie mehr darauf als auf das Interesse ihrer Kunden 43,8% und das Gemeinwohl (34,0%).

Schweiz, Norwegen, Deutschland und Schweden führen

“Diese Ergebnisse im AFI-Barometer sind noch aufschlussreicher, wenn man sie in den europäischen Kontext stellt”, sagt AFI-Forscher Friedl Brancalion. “Der ‘Consumer Banking Survey 2016’ von Ernst & Young zeigt, dass die Länder, in denen das Vertrauen in die eigene Bank am meisten ausgeprägt ist, die Länder Schweiz, Norwegen, Deutschland und Schweden sind. Ganz am Ende der Reihung finden wir Staaten, die von den Nachwirkungen der Finanzkrise am meisten betroffen sind, nämlich Spanien, Italien und Irland.”

Das AFI-Barometer erscheint viermal im Jahr (Winter, Frühjahr, Sommer, Herbst) und gibt das Stimmungsbild der Südtiroler Arbeitnehmerschaft wieder. Die telefonisch geführte Umfrage betrifft 500 Arbeitnehmer und ist für Südtirol repräsentativ. Für weitere Informationen stehen AFI-Direktor Stefan Perini (T 0471 41 88 30, stefan.perini@afi-ipl.org) und Forschungsmitarbeiter Friedl Brancalion (T. 0471 41 88 40, friedl.brancalion@afi-ipl.org) gerne zur Verfügung.

 Weitere Ergebnisse des AFI-Barometers – Sommer 2017 werden im Verlauf einer Pressekonferenz am Donnerstag, 20 Juli 2017 um 09.30 Uhr im Palais Widmann – Landhaus 1, Bozen vorgestellt.

 

AFI Barometer | AFI Pressemitteilung |

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