25. Juni 2021

Wer füllt die Kassen im Land?

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Einkommen

Der Juni ist der Monat der Einkommenserklärungen. Im Vorjahr hatten genau 430.960 Südtiroler dem Fiskus ihre Einkommen gemeldet. Zusammengekommen sind dabei 10,8 Milliarden €. Mit einem Schnitt von 24.969 € an erklärtem Einkommen pro Steuerzahler steht Südtirol im regionalen Vergleich italienweit an zweiter Stelle, gleich hinter der Lombardei. „Auffällig im Land sind die erheblichen Einkommensunterschiede zwischen Gemeinden und Bezirken, die darin Ausdruck finden, dass die verschiedenen Landesteile auch in unterschiedlichem Ausmaß die Staatskassen füllen“, sagt AFI-Direktor Stefan Perini.

Auch heuer wieder nimmt das AFI | Arbeitsförderungsinstitut die vom italienischen Ministerium für Wirtschaft und Finanzen veröffentlichten Daten der Einkommenssteuererklärungen unter die Lupe. Im Jahr 2020 haben genau 430.960 Südtiroler/Innen dem Fiskus ihre Einkommen aus dem Jahr 2019 gemeldet – in Summe 10,8 Milliarden € bzw. 24.969 € pro Steuerzahler im Schnitt. Im regionalen Vergleich reiht sich Südtirol an die zweite Stelle, übertroffen nur von der Lombardei (25.776 €).

Viele Gutverdiener, ungleich mehr Schlechtverdiener

„Durchschnittswerte sind eine Sache, Verteilungen eine ganz andere“, gibt AFI-Forscher Matteo Antulov zu bedenken. „In Südtirol gibt es 14.926 Personen, die mit Sicherheit mehr als 75.000 € brutto pro Jahr einstreichen, andererseits aber auch 111.248 Steuerzahler, die dem Fiskus weniger als 10.000 € brutto melden. Überlegungen zu einer größeren Steuergerechtigkeit auch im Land Südtirol seien angesichts dieser Ungleichgewichte bei den Einkommen angesagt, heißt es vom AFI.

Angedacht werden könnte eine Anhebung der regionalen Einkommenssteuer für „Besserverdiener“, sprich für Einkommensbezieher über 75.000 € brutto im Jahr, wie dies bereits in mehreren italienischen Regionen geschehen ist, vor allem im Latium, wo der Höchstsatz auf 3,33% gebracht wurde. „Wir sprechen hier immerhin von Personen, die mindestens 3.500 € netto im Monat verdienen und für welche ein solcher Solidaritätsbeitrag verschmerzbar sein dürfte“, ergänzt Perini. Die rechtlichen Voraussetzungen hierfür müssten allerdings für die Provinzen Bozen und Trient erst noch geschaffen werden. Im Unterschied zu den Regionen mit Normalstatut dürfen letztere den ordentlichen Hebesatz von 1,23% maximal um einen halben Prozentpunkt anheben. Um die Progression maximal auszureizen, ist diese Erhöhung bereits mit den Steuererklärungen 2021 vorgesehen, des Weiteren wird die No-Tax Area von derzeit 28.000 € auf 35.000 € ausgedehnt.

Landkarte zeigt auffälliges Ost-West-Gefälle

Die fünf Gemeinden mit dem höchsten durchschnittlichen Einkommen pro Steuerzahler sind Corvara (30.400 €), Pfalzen (29.340 €), Bruneck (29.332 €), Eppan a.d. Weinstraße (28.581 €) und Wolkenstein in Gröden (28.547 €). Die Hauptstadt Bozen (27.096 €) hat, im Vergleich zum Vorjahr, eine Position verloren und rutscht auf den dreizehnten Platz ab. Am unteren Ende der Rangliste kommt der Westen ins Spiel. Steuerliche Schlusslichter sind die Vinschger Gemeinden Laas (13.993 €), Kastelbell-Tschars (14.135 €), Taufers im Münstertal (14.525 €), Martell (15.423 €) und Latsch (15.966 €) „Die erheblichen Unterschiede der Wohlstandsverteilung im Spiegel der Steuererklärungen erklären sich zu einem guten Teil durch die Wirtschafts- und Arbeitsmarktstruktur, durch die steuerliche Sondersituation in der Landwirtschaft sowie dem Phänomen der Grenzpendler”, führt Perini aus.

Wer die Kassen klingeln lässt

Die Steuerzahler, die im Durchschnitt am meisten Nettosteuern abführen, wohnen in den Gemeinden Corvara (7.707 € pro Steuerzahler), Eppan a.d. Weinstraße (7.625 €), Pfalzen (7.588 €), Wolkenstein in Gröden (7.540 €) und Bruneck (7.535 €). Am anderen Ende stehen die Steuerzahler aus den Gemeinden Taufers im Münstertal (3.629 €), Martell (3.682 €), Schluderns (4.133 €), Altrei (4.214 €) und Unsere Liebe Frau im Walde-St. Felix (4.255 €).

Wenn man die Steuereinnahmen in den einzelnen Bezirken analysiert, stellt man fest, dass die Stadt Bozen, die von allen Bezirken am zweitmeisten Steuerzahler hat, mehr als ein Fünftel (22,0%) des gesamten Steueraufkommens abführt. Auf Bozen folgen das Burggrafenamt (19,0%) und das Pustertal (16,2%). Als kleinster Bezirk trägt das Wipptal (3,7%) naheliegenderweise auch am wenigsten zu den Staatseinnahmen aus Einkommensteuern bei.

Abrufbar ist der vollständige AFI-Zoom „Südtirols erklärte Einkommen im Jahr 2020 Teil 1: Ein Blick auf das Territorium“ hier.

Nähere Informationen erteilen AFI-Direktor Stefan Perini (T. 349 833 40 65, stefan.perini@afi-ipl.org) sowie AFI-Forschungsmitarbeiter Matteo Antulov (T. 0471 41 88 40, matteo.antulov@afi-ipl.org).

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