Branchenspiegel Stimmungsbild Sonderthema

Die internationale Wettbewerbsfähigkeit wird von der beruflichen Weiterbildung mitbestimmt. Hier hat Südtirol im EU-Vergleich Nachholbedarf. Zudem ist in Südtirol der Zugang zu Weiterbildung sehr unterschiedlich. Wer im öffentlichen Dienst arbeitet, hat mehr Möglichkeiten dazu als die Beschäftigten in der Privatwirtschaft, die Unbefristeten mehr als die Befristeten, die Vollzeit- mehr als die Teilzeitbeschäftigten, Männer mehr als Frauen. 71% der Südtiroler Arbeitnehmer haben sich in den letzten 12 Monaten mindestens einmal weitergebildet. Selten war die Weiterbildung verpflichtend; hauptsächlich haben sich Arbeitnehmer aus eigenem Interesse weitergebildet und aus dem Wunsch, besser im Beruf zu sein. Wer sich in den letzten 12 Monaten nicht weitergebildet hat, gibt an, dass er keine Weiterbildung brauche oder dass der Arbeitgeber sie nicht genehmigt habe. Im Herbstbarometer außerdem zu beobachten: Die erworbenen und die im Job geforderten Kenntnisse driften stärker auseinander, denn mehr Arbeitnehmer als in den Vorjahren sagen, dass sie für ihren Job entweder unter- oder überqualifiziert seien; Und Südtirols Arbeitsnehmer sehen Anpassungsfähigkeit, Flexibilität und Teamarbeit als das Wichtigste in der heutigen Arbeitswelt.

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Südtirols Arbeitnehmer erwarten für die Südtiroler Wirtschaft in den nächsten 12 Monaten mehrheitlich eine Besserung. Trotz schwieriger Bedingungen im internationalen Umfeld konnte sich die lokale Wirtschaft in den letzten Jahren immer recht gut behaupten. Die Rückkehr zur Normalität in wichtigen Sektoren wie dem Baugewerbe, die wiedergewonnene Vollbeschäftigung und die konjunkturelle Stabilität in anderen Branchen dürften für weiteren Auftrieb sorgen: Kurzum, Südtirols Wirtschaft schaltet 2017 einen Gang höher.

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in der EU bleiben weitgehend positiv: Niedrigzinsen, schwacher Euro, moderate Inflation. Aber die Unsicherheitsfaktoren mehren sich: Der Ausgang der Wahlen in den USA, das angespannte Verhältnis zwischen den NATO-Ländern und Russland, militärische Konflikte im Nahen Osten; auf europäischer Ebene die Folgen des Brexit, das Flüchtlingsproblem, das Terror-Risiko. Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung IMK in Düsseldorf prognostiziert für 2017 folgende Wirtschaftswachstumsraten: USA +2,1%, Eurozone +1,2%, Deutschland +1,3%, Österreich +0,9% und Italien +0,4%. In Italien hat sich die Stimmung bei Unternehmen und Verbrauchern, von hohem Niveau ausgehend, mit Jahresbeginn 2016 sichtlich eingebremst. Am Arbeitsmarkt und bei der Konsolidierung der Staatsfinanzen konnte Premierminister Renzi den einen oder anderen Erfolg einfahren. Das bevorstehende Verfassungsreferendum vom 4. Dezember jedoch gilt für viele politische Beobachter als Belastungsprobe für die Regierung.

Der Arbeitsmarkt kommt wieder in Schwung, nicht so die Löhne 

Für Südtirol erwartet der überwiegende Teil der befragten Arbeitnehmer in den nächsten 12 Monaten eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation. Dass der Arbeitsmarkt wieder in Schwung gekommen ist, belegen schon ganz klar die Verwaltungsdaten: Im letzten Halbjahr ist die Zahl der unselbständig Beschäftigten im Vorjahresvergleich um +2,4% angestiegen und die amtliche Arbeitslosenrate auf 3,7 % abgesunken. So haben auch in der AFI-Umfrage 18% der Arbeitnehmer angegeben, sich in den letzten 12 Monaten mindestens einmal um einen neuen Job bemüht zu haben. Es sinkt die Sorge, einen gleichwertigen Arbeitsplatz zu finden, falls es die Situation erfordern würde, und gleichzeitig nimmt die wahrgenommene Sicherheit des eigenen Arbeitsplatzes etwas ab. Das alles signalisiert Zuversicht hinsichtlich eines möglichen Arbeitsplatzwechsels und damit zunehmendes Vertrauen in die Konjunktur. Die jüngste Arbeitsmarktentwicklung in Südtirol hat dennoch eine Schwachstelle: „Es gibt Jobs, aber die Einkommen steigen nicht“, bringt es AFI-Direktor Stefan Perini auf den Punkt. Wie das ASTAT kürzlich belegt hat, sind die Bruttoentlohnungen von Arbeitnehmern in der Privatwirtschaft im Zeitraum 2009-2014 im Schnitt real um -2,8% gesunken. „Südtirols Wirtschaft hat weniger ein Wachstums-, aber zunehmend ein Verteilungsproblem“, so Perini.

Südtirols Wirtschaftswachstum 2017: +1,4%

Das allgemeine internationale Umfeld war in den letzten Jahren alles andere als leicht. Trotzdem hat Südtirols Wirtschaft zu alter Stärke zurückgefunden: Die Rückkehr zur Normalität in wichtigen Sektoren wie dem Baugewerbe, die wiedergewonnene Vollbeschäftigung und eine weitgehende konjunkturelle Stabilität in anderen Branchen. Für 2017 erwartet das AFI eine leichte Steigerung der Wachstumsrate der Südtiroler Wirtschaft auf 1,4%.

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Die letzten drei Jahre vor Renteneintritt etwas kürzer treten: Drei von vier Südtiroler Arbeitnehmern können sich das vorstellen. Dies zeigt eine Vorschau auf die aktuellen Ergebnisse der Herbst-Umfrage des AFI-Barometers. „Es ist wichtig, dass der Gesetzgeber die Möglichkeit eines soften Ausstiegs aus dem Erwerbsleben schafft“, betont AFI-Präsident Toni Serafini. „Für Berufe mit hoher körperlicher und beruflicher Belastung ist es geradezu ein Muss“.

Altersteilzeit, das bedeutet, die letzten Jahre vor Renteneintritt auf Teilzeit umzustellen und etwas kürzer zu treten. In der aktuellen Herbst-Umfrage des AFI-Barometers wollte das Arbeitsförderungsinstitut von Südtirols Arbeitnehmern wissen, was sie davon halten. Das Hauptergebnis: Drei von vier Südtiroler Arbeitnehmern finden das im Prinzip eine gute Sache und können sich durchaus vorstellen, von dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen, sobald sie vor dieser Entscheidung stehen.

Das „Pro“: Mehr Lebensqualität und Chancen für Jüngere

„Das Leben genießen, solange man noch bei guter Gesundheit ist“, wird von jenen, die mit „Ja“ antworten, als wichtigster Grund angeführt, warum sie sich für Altersteilzeit entscheiden: 96% stimmen dieser Aussage „sehr“ oder „eher“ zu. Viele möchten aber auch Jüngeren Platz machen und sehen ihre Entscheidung in Zusammenhang mit der Schaffung von Arbeitsplätzen für Jugendliche (81%). Als interessante Möglichkeit, um Enkelkinder oder pflegebedürftige Angehörige zu betreuen, sehen es immerhin 75%. Andere wieder glauben, dass das „Kürzertreten“ neue Ideen im Betrieb fördere (70%). Abnehmende Leistungsfähigkeit oder Leistungsdruck, der gegenüber jüngeren Mitarbeitern entsteht, sind gar nicht so maßgebend für die Entscheidung, Altersteilzeit zu wählen (60%).

Das „Contra“: Kollegen sind wichtig und der Einkommensverlust zählt

Immerhin jeder vierte Südtiroler Arbeitnehmer gibt an, dass er die letzten drei Jahre vor Renteneintritt nicht auf Teilzeit umstellen würde, selbst wenn die Möglichkeit bestünde. 89% begründen dies damit, dass ihnen die „Kollegen und das Arbeitsumfeld“ wichtig seien. Dies belegt, welch hohen Stellenwert die sozialen Kontakte für Südtirols Arbeitnehmer einnehmen. Ins Gewicht fällt auch der Einkommensverlust (86%), den eine Reduzierung auf Teilzeit mit sich bringen würde, unabhängig davon, ob die Rentenbeiträge weiter voll eingezahlt werden oder nicht. Der Umstand, dass 78% als Grund für ihr „Nein“ angeben, dass sie „an ihrem Beruf hängen“, spricht einmal mehr für das berufliche Engagement von Südtirols Arbeitnehmern. Dass die Altersteilzeit am Selbstwertgefühl kratzen könnte, diese Aussage teilen immerhin 73%. Verhältnismäßig wenige lehnen Altersteilzeit deshalb ab, weil sie „sonst nicht wissen würden, was mit der vielen Zeit anfangen“ (39%).

Nicht so ganz rosig, wenn es konkret wird

In der Umfrage treten einige Auffälligkeiten ans Licht. „Altersteilzeit können sich Frauen eher vorstellen als Männer“, weiß AFI-Direktor Stefan Perini zu berichten. Mehr noch – die Alterskategorien 20-29 und 30-49 gehören zu den größten Befürwortern von Altersteilzeit, wohl auch deshalb, weil viele in diesem Alter Kleinkinder zu betreuen haben. „Interessanterweise sinkt der Anteil der Befürworter von Altersteilzeit in der Alterskategorie 50+. Offensichtich ist der Einkommensverlust dann, wenn es konkret wird, doch ein gewichtiges Argument“, führt Perini aus.

„Softausstieg“ vor der Rente: Es braucht mehr Information

Begünstigte Altersteilzeit, Solidaritätsverträge, Generationenpakt: Bereits heute gibt es mehrere Formen der freiwilligen Altersteilzeit im privaten und in Südtirol auch im öffentlichen Sektor, mit Beitragsleistungen, die freiwillig weitergezahlt oder von Dritten übernommen werden. „Die neuen Umfrageergebnisse drängen uns, die Themen Generationenvertrag und Altersteilzeit zu vertiefen. Bis jetzt fehlt nämlich eine klare Übersicht aller Optionen. In Kürze soll ein AFI-Zoom dazu erscheinen“, kündigt AFI-Direktor Perini an.

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